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Sonntag, 7. April 2019

[Rezension] Was tun wir hier? | Andrea

Titel: Was tun wir hier? | Autor: Frank Schumann
Verlag: Neues Leben
Seitenanzahl: 272 Seiten 
Kaufen: Hier

Inhaltsangabe
In einem alten, vor dem Abriss stehenden Bauernhaus in Sachsen-Anhalt wird ein ungewöhnlicher Fund gemacht: In Schuhkartons verpackt liegen anderthalbtausend Briefe und Postkarten, geschrieben zwischen 1914 und 1945. Soldaten- und Heimatpost einer Familie. Absender und Empfänger waren Väter und Söhne an der Front, waren Mütter und Ehefrauen. Die Briefe verraten, wie der Krieg ins Leben der einfachen Menschen eingriff, wie er ihr Denken und Fühlen formte. Es sind berührende Dokumente und erhellende Zeitzeugnisse.
(Quelle: Amazon)


Meine Meinung

Ein Stück Zeitzeugnis


Dieses Buch ist vor Jahren durch Zufall in meine Hände gekommen.
Der Titel sprach mich an und schwupp landete es in meiner Einkaufstasche.
Als ich es aufgrund der Aktion #19für2019 in die Hände genommen habe, war ich doch baff, dass der Fund der Briefe sogar in meinem Heimatbundesland Sachsen- Anhalt gemacht wurde.

Was habe ich mir von diesem Buch erwartet?
Tatsächlich ein wenig was anderes, als ich bekam. Dieser Punkt ist allerdings nicht negativ zu vermerken. Erwartet habe ich viel von den Kriegsgeschehnissen, bekommen habe ich viele menschliche Einblicke in den Alltag der damals Hinterbliebenen. Denn man bedenke, dass viele Männer und Söhne zur damaligen Zeit an der Front oder in das Kriegsgeschehen einbezogen waren, allerdings nicht jeder Soldat im Mittelpunkt der Kämpfe stand.

Wie im Klappentext bereits erwähnt, wurden Briefe aus der Zeit des 1. Weltkrieges, als auch aus der Zeit des 2. Weltkrieges gefunden.

Die Geschehnisse aus der Zeit zwischen 1914 – 1918 erleben wir aus Briefverkehr zwischen dem jungen Erich Donath und hauptsächlich seiner Mutter Minna.
Später kommen Briefe zwischen Minna und ihrem zweiten Mann Karl Falkenhain hinzu, Erich’s Stiefvater.
Die Familie stammte aus Naundorf, was im heutigen Landkreis Wittenberg liegt.

„Schreiben war in dieser Zeit aber lebenswichtig, es war gleichsam die Nabelschnur zwischen den Familiengliedern, durch die man Kraft gewann.“ (S. 7)

In den Briefen selbst wird von Seiten der Männer über neue Stationierungen geschrieben und Minna berichtet über den Alltag. Tatsächlich sehr normal.
Was im Dorf passiert, wer ebenfalls zur Armee eingezogen wurde oder wie es mit der Ernte und der allgemeinen Versorgung um die Familie zu Hause steht.
Die Auszüge von dem Kriegsgeschehen selbst, sind vor allem im ersten Part minimal. Allerdings versucht der Autor dies durch lexika-ähnliche Einträge an den Seiten des Buches auszugleichen. Und das gefiel mir super. Parallel zu den Briefen wusste man als Leser so immer, was gerade in der Welt passierte. So zum Beispiel wurden wichtige Schlachten oder poltische Ereignisse oder Unterzeichnungen erwähnt, welche das Kriegsgeschehen betrafen. Für mich war dieses Buch neben den Einblick in sehr menschliche Briefe der Familie auch ein kleiner Geschichtsunterricht.

„Es heißt doch jetzt, alles muss fort, was halbwegs gut ist.“ (S. 46)

Die Zeit des 2. Weltkrieges erleben wir durch Briefe von Otto Gasse mit, welcher 1941 zur faschistischen Wehrmacht ging. In seinen Briefen wird etwas mehr von den Ereignissen im Krieg geschrieben, allerdings war auch er nicht direkt an der vordersten Fronst eingesetzt, sondern kümmerte sich vor allem um Pferde in den hinteren Linien der Kriegsgeschehnisse.

„Es kommt einer nach dem anderen dran, und es gibt kein Ende, bevor nicht alle tot sind.“ (S. 53)

Otto Gasse heiratete 1928 die Tochter von Minna Donath und Karl Falkenhain. Daher befanden sich also auch seine Briefe in dem Fund.
Neben seinen Beförderungen, miterlebten Bombardierungen und Gefangenschaft, lesen wir auch hier von vielen Hoffnungsschimmern auf eine baldige Rückkehr nach Hause und vielen Liebesbekundungen an die Liebsten.

Besonders emotional war für mich Post dieser Art.
(auf dem Feld gefallen)

Und einen Punkt, den ich mir im geschichtlichen Teil markiert habe, war dieser.
Vor allem, weil mich diese Zahlen tatsächlich entsetzt haben.
Die Zahl der Einberufenen in Deutschland entwickelt sich so:
1939 – 1400000
1940 – 5700000
1941 – 7400000
1942 – 9400000
1943 – 11200000
1944 – 13000000

Des Weiteren enthält dieses Buch viele Bilder, welche die Familien betreffen.


Mein Fazit
Solche Funde beschreiben die damalige Zeit und bieten nochmals einen ganz anderen Eindruck auf diese Zeit, als viele historische Romane und Einblicke, welche man aus Sachbüchern entnimmt. Diese Briefe stellen sowohl einen Teil Geschichte dar, als auch einen Teil Familie. Wer sich für diese Thematik interessiert, wird dieses Buch mögen.
Dieses Buch wurde mit sehr viel Liebe und Mühe geschrieben.
Ein Stück Geschichte, die nicht vergessen werden sollte.


2 Kommentare:

  1. Liebe Andrea,
    was für eine interessante Lektüre! ich werde mir das Buch gleich mal vormerken.
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Für dich ist es auf jeden Fall etwas. Da kenne ich ja nun deinen Lesegeschmack ;)
      Ab und zu ist es als erhältlich gekennzeichnet bei Amazon, ab und zu nur noch als gebraucht. Viele Freunde haben es sich gebraucht für einen Drittel des Preises gekauft. Da habe ich also schon viele mit ansteckten können :P

      Liebe Grüße und ich hoffe ihr habt auch ein wenig Sonne.
      Bei uns sollen es heute wieder 20°C werden <3

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