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Donnerstag, 31. Oktober 2019

[Rezension] So dunkel der Wald | Andrea

Titel: So dunkel der Wald | Autorin: Michaela Kastel
Verlag: Emons Verlag | Seitenanzahl: 304 Seiten 
Kaufen: Hier

Inhaltsangabe
Ronja und Jannik führen ein Leben ohne Zukunft, seit sie als Kinder von einem gewissenlosen Entführer tief in den Wald verschleppt wurden. Eines Tages gerät die Situation außer Kontrolle, und die langersehnte Freiheit ist zum Greifen nahe. Doch was so lange ein Wunschtraum war, erscheint ihnen plötzlich fremd und beängstigend. Und die Jagd auf sie hat bereits begonnen...
(Quelle: Emons Verlag)


Meine Meinung

Atmosphäre Wald perfekt eingefangen


Dieses Buch steht tatsächlich schon eine gefühlte Ewigkeit auf meiner Wunschliste.
Drauf aufmerksam geworden bin ich damals bei Janna und Kerstin von KeJas-BlogBuch. Nun sollte es im Oktober endlich soweit sein und ich habe es gelesen. Und schon auf den ersten Seiten wusste ich, dass das eine Story ganz nach meinem Geschmack wird.

Allzu häufig fließen die Punkte Cover und Titel nicht mehr in meine Rezensionen ein, aber hier haben die Autorin und auch der Verlag alles richtig gemacht.
Ich mag beides sehr, sodass das Buch unbedingt noch in mein Regal finden muss.

Im Oktober werden bei mir hauptsächlich schaurige Bücher gelesen, dieses war wohl vom Genre her noch das harmloseste, stand den anderen Bücher aber in Nichts nach! Es konnte sogar einigen noch den Rang ablaufen.
Michaela Kastel erschafft diese perfekte Atmosphäre im Buch.
Da als Hauptsetting der Wald gewählt wurde, treffen die Worte, wie düster, kalt, feucht, erdig einfach genau auf den Punkt.

„Hier nimmt man schnell das Schweigen der Geister an, die nachts ihr Unwesen treiben.“ (Pos. 52)

Das Hauptthema, welches die Autorin in „So dunkel der Wald“ anspricht, ist heikel, aber ich bin eine Befürworterin, dass solche Themen nicht totgeschwiegen werden sollten, erst recht nicht in der Buchwelt.
Das Buch behandelt die Themen Kindesentführung und Kindesmissbrauch.
Der Entführer, welcher im Buch Paps genannt wird, verfolgt einen perfiden Plan.
Er erschafft sich seine eigene kleine Familie, welche tief im Wald lebt und deren Leben nach und nach von der bekannten, geliebten Welt abreißt.

„Irgendwo da draußen versteckt sich ein Monster, das alle paar Monate auf Kinderjagd geht.“ (Pos. 293)

Unter diesen Kindern sind auch Jannik und Ronja, mittlerweile die Ältesten.
Beide wurden vor über 10 Jahren von Paps entführt und in den Wald gebracht.
Den Charakter Jannik fand ich über das gesamte Buch sehr schwer einzuschätzen.
Bei Ronja habe ich noch diesen Funken Menschlichkeit und diesen Hauch von Freiheitsdrang aufgefasst. Aber auch sie hat sich in den Jahren verändert.

„Als Kind habe ich noch die Freiheit gemalt, weite Sandstrände, einsame Inseln im Meer, riesige Städte voller Autos und Menschen. Doch je feiner die Pinselstriche wurden, je ausgereifter meine Technik, umso mehr entwickelten sich die Bilder zu der einzigen Realität, die ich kenne – dunkle Wälder. Dunkle Höhlen. Dunkle, abgewandte Gesichter.“ (Pos. 219-221)

Wie bereits im Klappentext erwähnt, gibt es im Verlauf der Geschichte eine Wende. Mit dieser habe ich zu Beginn überhaupt nicht gerechnet, umso erstaunter war ich, dass die Autorin diesen Weg für ihr Buch gewählt hat.
Kurz kam mir der Gedanke, wie sie das Buch nun fortsetzen mag, aber der Gedanke verflog sehr schnell beim Weiterlesen, denn von da an, bezog sie die menschliche Psyche mit ein. In solchen Büchern und bei solchen Themen, ein Bereich, den man niemals ausgrenzen bzw. außer Acht lassen sollte. In der zweiten Hälfte des Buches habe ich mich deutlich mehr auf die einzelnen Figuren konzentriert. Habe versucht ihre Gedanken und Handlungsweisen nachzuvollziehen und dies macht ein Buch aus. Man muss sich als Leser mit der Geschichte auseinandersetzen können.

„Ihre Seelen liegen in Scherben, und nur in der Einsamkeit finden sie Zeit zu heilen.“ (Pos. 357)

Wer Angst hat vor einer Vielzahl an Gewaltszenen, gerade hinsichtlich des Kindesmissbrauchs, kann beruhigt an die Geschichte herangehen. Hier kann ich keine Triggerwarnung aussprechen. Es ist eher erschreckend, wie sich eine Kinderpsyche verhalten kann, wenn man sie abschottet und ihr jedes andere Leben verwehrt.

„Wie bringt man einem Kind Gehorsam bei? Totalen, blinden Gehorsam? Paps würde sagen: Indem man es bricht.“ (Pos. 3073)

Die Geschichte an sich wird begleitet von zwei kleineren Nebensträngen.
Zum einen erzählt die Autorin die Geschichte der Polizistin Sarah, welche für das Kriminaldezernat in Linz arbeitet und an den Fällen der verschwundenen Kinder arbeitet und zum anderen begegnet uns ein kursiv geschriebener Teil, welcher Tagebucheinträge eines Jungen wiedergeben.
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Die Tagebucheinträge bereichern die Geschichte absolut, da dies eine Art Vorgeschichte darstellt. Aber ich bin der Meinung, dass es den Strang um Sarah nicht unbedingt gebraucht hätte. Der Erzählstrang war mir zum einen zu blass und zum anderen riss mir dieser Nebenstrang zu plötzlich ab.
Eine total subjektive Bewertung, aber das ist mein Gefühl nach dem Beenden des Buches.


Mein Fazit
Ein Thriller, der den Leser noch einige Tage nicht loslassen wird.
Ich mochte die Grundidee der Autorin, genauso wie die düstere, beklemmende Atmosphäre, welche die Szenen und Beschreibungen bei mir auslösen konnten.
Aber mir gefiel auch das Einbringen völlig menschlicher Emotionen.
Das Buch ist gut durchdacht und lässt sich super lesen.
Klare Leseempfehlung!
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Die Autorin
Michaela Kastel, geboren 1987, studierte sich nach ihrem Schulabschluss an einer katholischen Privatschule quer durch das Angebot der Universität Wien, ehe sie beschloss, Traum in Wirklichkeit zu verwandeln und Schriftstellerin zu werden. Da sie auch abseits des Schreibens von Literatur umgeben sein möchte, arbeitet sie in einer Buchhandlung. Die Filmrechte zu »So dunkel der Wald« wurden vor Erscheinen optioniert.
© Marie Bleyer Fotografie

Weitere Bücher der Autorin
Dieses Buch werde ich mir gleich mal etwas näher anschauen.


1 Kommentar:

  1. Huhu (=

    Bei dieser Rezension musste ich natürlich vorbeischauen, wusste gar nicht das wir dich angezuckert hatten *-*

    Und lustig, gleiche Wertung, aber doch unterschiedliche Eindrücke. Ich war etwas genervt von den Tagebucheintragungen, es hätte keiner Vorgeschichte/Erklärung bedarf. Aber ein verdammt starkes Debüt, mit einnehmenden Schreibstil und einem Thema, das sonst nicht allzu oft skizziert wird.

    Mukkelige Grüße!

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