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Samstag, 5. Juni 2021

[Rezension] Ich ging in die Dunkelheit | Andrea

Titel: Ich ging in die Dunkelheit | Autorin: Michelle McNamara
Verlag: Atrium Verlag | Seitenanzahl: 432 Seiten
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Inhaltsangabe

Der Killer kam immer nachts: Von 1976 bis 1986 ereignete sich in Kalifornien eine Vergewaltigungs- und Mordserie, die das ganze Land erschütterte. Michelle McNamara war noch ein Kind, als dieser Mörder umging. Als Erwachsene hat sie sich auf seine Spur begeben. Um dem Killer zu folgen, musste sie sich selbst in die Dunkelheit wagen: in den Kopf eines geisteskranken Menschen. McNamara kam dem Monster immer näher – und starb, kurz bevor sie ihr Buch fertigstellen konnte. Zwei Freunde beendeten es für sie, es wurde zum Bestseller. Und als der Killer kurz darauf endlich gefasst wurde, gab es schließlich auch die letzte entsetzliche Antwort auf die Frage, wie es ihm gelungen war, so lange unerkannt zu bleiben.

(Quelle: Atrium Verlag)

 

Meine Meinung


True Crime so hautnah

Nach vielen Romanen und einer heißen Empfehlung meiner Blogkollegin Diana war es bei mir im Urlaub mal wieder Zeit für etwas düsterer angehauchte Lektüre. Es war mal wieder Zeit für einen True Crime Fall.

Warum auch immer, ist dieses Buch mal wieder komplett an mir vorbeigegangen, ebenso wie der im Buch behandelte True Crime Fall. Immer wieder merke ich, dass man niemals alles wissen kann, auch wenn man für ein Thema brennt.

Michelle McNamara, welches dieses Buch leider nicht beenden konnte, weil sie 2016 sehr plötzlich verstarb, erzählt uns in „Ich ging in die Dunkelheit“ von einem Thema, welches sie nicht mehr losließ. Um alles in der Welt, wollte sie herausfinden, wer der Golden State Killer ist, welcher Kalifornien im Zeitraum von 1976 bis 1986 mit einer Vergewaltigungs- und Mordserie erschütterte. Den Namen Golden State Killer bekam der Täter erst viele Jahre später. Im Buch und auch zum Zeitpunkt der polizeilichen Ermittlungen wird er als EAR (=East Area Rapist) und auch als ONS (= Originial Night Stalker) bezeichnet. (Original, weil der bekannte Night Stalker, Richard Ramirez erst ab 1985 mordete.

Bereits nach neun gelesenen Seiten, einer Karte von Kalifornien und einem Zeitraffer mit einigen genannten Mord- und Vergewaltigungsopfern später, wusste ich bereits, dass dies ein Buch ist, welches mich zu gleichen Teilen unterhält, neugierig macht und erschüttert.

Die Autorin, welche 1970 geboren wurde, war zur Tatzeit des Golden State Killers noch ein Kind, dennoch kann man als Leser ihre Passion, ihren Eifer für diesen Fall auf jeder Seite des Buches spüren. Michelle McNamara betrieb eine Website namens True Crime Diary und ermittelte ganze acht Jahre auf eigene Faust und diesen Fakt fand ich überraschend und brilliant zugleich. Dies kann nur Ehrgeiz, gute Menschenkenntnis und die Möglichkeiten durch das World Wide Web möglich machen.

Im Buch wechselt die Autorin zwischen ihren Bemühungen in der Gegenwart, in dem Fall voran zu kommen und zwischen den Beschreibungen einiger der unendlich vielen Taten des Golden State Killers.

 

Typisches Vorgehen des Täters

Er brach zunächst nachts bei alleinstehenden Frauen ein und schlich sich ins Schlafzimmer, während die Frauen schliefen. Als die Opfer wach wurden, blendete er diese mit einer Taschenlampe direkt ins Gesicht. Die Frauen erkannten einen mittelgroßen Mann, normal gebaut und mit einer Skimaske über dem Kopf. In manchen Fällen betrat er das Schlafzimmer ohne Hose und Unterhose. Er fesselte seine Opfer und vergewaltigte.

Drei Jahre lang blieb es bei diesem Vorgehen. Ab 1979 veränderte er seine „Methode“.  Er brach vor allem bei Paaren ein. Schlich sich auch hier ins Schlafzimmer und blendete das Paar mit seiner Stabtaschenlampe. Er befahl er Frau ihren Partner zu fesseln, verließ dann das Schlafzimmer mit ihr, um sie zu vergewaltigen und tötete beide am Ende. Dies sind nur ganz knappe Schilderungen. Im Buch werden die Szenen eindringlicher, blutiger und schonungsloser beschrieben.

Was die Einblicke in die Vergangenheit sehr spannend gemacht hat, waren die wenigen Möglichkeiten, mit denen die ermittelnden Polizisten zu dieser Zeit konfrontiert wurde. Wenn man zum Beispiel bedenkt, dass erst 1984 der genetische Fingerabdruck entdeckt wurde und dieser erst ab 1994 vom FBI zur Identifizierung genutzt werden konnte, ist dies schon interessant. Die Ermittler hatten damals Personenbeschreibungen, am Tatort hinterlassene Gegenstände oder Gegenstände, die der Täter aus dem Haus entfernt hat. Man konnte dem Täter auch eindeutige Fußabdrücke nachsagen, welche fast vor allen Häusern zu finden waren, weil er seine Opfer zuvor genaustens ausgekundschaftet hat. Dennoch konnte die Polizei diese Dinge alle nicht nutzen. Und auch mit dem Jahr 1994, als das Gesetz über die DNA-Identifizierung in Kraft trat, brachte es den Ermittlungen nichts, da der Täter in keiner Datenbank zu finden war. Ein weiterer spannender Fakt war, dass zwischen 1972 und 1994 in Orange County 2479 Tötungsdelikte untersucht und 1591 aufgeklärt wurden, das bedeutet fast 900 ungelöste Fälle. Das ist eine hohe Zahl oder?

Das Buch ist in drei Teile unterteilt, wobei der dritte Teil und somit die letzten vierzig Seiten des Buches nicht mehr von der Autorin selbst verfasst wurde, sondern von zwei engen Freunden, welche ebenso an der Entlarvung des Killers beteiligt waren.

Und nun das für mich schockierendste an diesem ganzen Fall. Zwei Jahre nach dem Tod der Autorin, also 2018, wurde der Golden State Killer endlich gefasst. Die Frage, wer diese schrecklichen Taten vollbracht hat, konnte endlich geklärt werden. Leider zu spät für Michelle McNamara. Ab 2020 fanden die Verhandlungen statt, zu diesem Zeitpunkt, war der Täter 74 Jahre alt. Gemeinsam mit meiner Blogkollegin haben wir überlegt, ob uns diese Meldungen im vergangenen Jahr irgendwie bzw. irgendwann zu Ohren gekommen sind, und mussten beide mit einem Nein antworten. Entweder schauen wir die falschen Nachrichtensender oder die Informationsübertragung in Deutschland zu solchen Meilensteinen ist wirklich mau.
 
Ein „special Fact“, der mir bereits vor dem Lesen von meiner Buchempfehlerin mitgeteilt wurde, ist, dass Michelle McNamara die Ehefrau vom Schauspieler Patton Oswalt war, welcher jahrelang die Rolle des Spence Olchin in King of Queens spielte. Auch eine Rolle, die als Ehemann und Unterstützer bei ihrer Arbeit am Rande erzählt wird, fand ich sehr interessant.

 

Mein Fazit

Ein Buch aus dem Bereich True Crime, welches mich sowohl mit seinem Inhalt, als auch mit seiner Atmosphäre von Seite 1 an abholen konnte.

Diese 432 Seiten nehmen den Leser mit auf eine fast ausweglose Jagd nach einem Killer, der vielen Menschen und Angehörigen schreckliches angetan hat.

Ein Roman, der vor allem den Willen der Autorin, diesen Killer zu entlarven und einen tollen Einblick in die vergangenen Ermittlungsarbeiten gibt.

Absolute Leseempfehlung von mir!

Die Autorin

Michelle McNamara (1970–2016) wurde als Jugendliche mit einem Gewaltverbrechen konfrontiert, als in ihrer Nachbarschaft ein befreundetes Mädchen ermordet wurde. Als Erwachsene führte sie die Webseite True Crime Diary und setzte sich zum Ziel, den »Golden State Killer«, einen der schlimmsten Serienmörder in der Geschichte der USA, zu entlarven. Michelle McNamara starb kurz vor Fertigstellung ihres Manuskripts. Ihr Buch wurde zu einem Bestseller. 
© Robin von Swank

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