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Sonntag, 5. März 2023

[REZENSION] Das Haus der verlorenen Kinder | historischer Roman

 

Titel: Das Haus der verlorenen Kinder | Autorin: Linda Winterberg
Verlag: atb Verlag | Seitenanzahl: 512 Seiten
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Inhaltsangabe

Nimmt man einer Mutter ihr Kind...
 Norwegen, 1941: In dem kriegsgebeutelten Land verlieben sich Lisbet und ihre Freundin Oda in die falschen Männer – in deutsche Soldaten. Ihre verbotene Liebe fordert einen hohen Preis, und die beiden jungen Frauen verlieren alles, was ihnen lieb ist. Ausgerechnet bei den deutschen Besatzern scheinen sie Hilfe zu finden, doch dann wird Lisbet von ihrer kleinen Tochter getrennt. Erst lange Zeit später findet sich ihre Spur – in Deutschland. Eine dramatische Geschichte um zwei junge Frauen in Norwegen im Zweiten Weltkrieg, deren Schicksal bis in die Gegenwart reicht.

(Quelle: atb Verlag)

 

Meine Meinung


Ein Thema, welches bis in die Gegenwart reicht und nicht in Vergessenheit geraten sollte


Dass ich zu diesem Buch gekommen bin, ist der lieben Martina von Martinas Buchwelten zu verdanken. Im Dezember 2022 habe ich den Weihnachtsroman "Die Kinder des Nordlichts" von Linda Winterberg gelesen. In diesem Buch geht es um die Geschichte der zwei Freundinnen Marie und Elin, welche einen Neuanfang wagen. Im Buch hat man als Leser zusätzlich einen Einblick in die Geschichte der Norwegerin Lisbet, welche zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges lebte und deren tragische Lebensgeschichte mich beinahe mehr fesseln konnte, als der Rest des Romans.
In den Kommentaren zu meiner Rezension kommt Martina dann mit dem Hinweis daher, dass "Das Haus der verlorenen Kinder" genau DIESE Geschichte von Lisbet ausgiebig erzählt. Ich habe das Buch sofort bestellt und im Januar bereits begonnen zu lesen.

Am Anfang des Buches stoßen wir als Leser im Jahr 2005 wieder auf die mir bereits bekannte Marie. Marie trägt in ihren jungen Jahren bereits ein großes Päckchen mit sich herum. Ihre Eltern verstarben früh bei einem Autounfall und Marie hatte einen langen und nicht immer einfachen Weg durch verschiedene Heime und Pflegefamilien hinter sich. Nun ist sie auf der Suche nach Spuren ihrer echten Familie und meint diese in einem Seniorenheim zu finden. Denn das Seniorenheim hat zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges eine Aufgabe gehabt. Es diente als Lebensbornheim.

Der Lebensborn e. V. war in der Zeit des Nationalsozialismus ein von der SS getragener, staatlich geförderter Verein, dessen Ziel es war, auf der Grundlage der nationalsozialistischen Rassenhygiene und Gesundheitsideologie die Erhöhung der Geburtenziffer „arischer“ Kinder herbeizuführen.
 
Im Vergangenheitsstrang des Buches, geht es zurück in das norwegische Piratendorf Loshavn und es war ein tolles Gefühl in zwei Monaten zwei Mal an diesem Ort zu verweilen. Nur ist es dieses Mal nicht die Gegenwart, sondern die Vergangenheit Loshavns, in die sich der Leser hineinversetzt.
Es ist 1941, Norwegen wurde von deutschen Truppen besetzt.
Die Anwohner des kleinen Fischerörtchens fühlen sich sicher vor dem Kriegsgeschehen und gehen ihrem Leben nach. Auch Lisbet und ihre Eltern, sowie Lisbets beste Freundin Oda und deren Familie. Bis die beiden Mädchen auf einem Ausflug auf zwei deutsche Soldaten treffen, welche auf dem Weg nach Loshavn sind. 
Der Ort wurde aufgrund seines Standortes ausgewählt und wird besetzt.
Das Leben der Anwohner ändert sich schlagartig. Die deutschen Soldaten werden stellenweise in den ortsansässigen Familien untergebracht, so kommt es, dass der Deutsche Erich bei Lisbet und ihrer Familie einzieht. 
Der Feind im eigenen Haus.

Der Kontakt zu Erich wächst und Lisbet sieht in sehr schnell nicht mehr als Feind an, sondern an zuvorkommenden, jungen Mann, der alles andere als gern Teil dieses Krieges ist. Auch Erich wünscht sich nichts sehnlicheres, als dass der Krieg endet und er zurück in seine deutsche Heimat kommt. Die Gefühle nehmen ihren Lauf und auch Oda, Lisbets beste Freundin hat sich sehr schnell in einen anderen deutschen Soldaten verguckt.
Die Freundinnen teilen ihr Schicksal und stehen vor der Gefahr mit ihren Familien zu brechen. Denn vor allem die Väter haben kein Verständnis dafür, dass sich ihre Töchter auf den Feind einlassen. Aber sie wollen gemeinsam für ihre Liebe und ein Leben an der Seite ihrer Partner kämpfen.

"Wir waren eine Einheit. Oda und Lisbet, Lisbet und Oda.
Unzertrennlich, miteinander verbunden, Schwestern im Geiste, für immer und ewig,..."
(S. 282)

Es passiert, was passieren muss. Die beiden Frauen werden schwanger und die werdenden Väter werden an die Ostfront geschickt.
Auf vielen Umwegen gelangen beide Frauen nach Hurdal Verk in ein Heim des Vereins Lebensborn. 

Hier wurden Lisbet und Oda aufgenommen, weil sie von deutschen Soldaten geschwängert wurden Die Verbindung deutscher Soldaten mit den norwegischen, als arisch angesehenen Frauen wurde begrüßt und die Kinder ebenso als arisch angesehen.
Nur Oda gilt nicht als Beispiel dieser Rassenideologie, denn Oda ist für die Deutschen kein Beispiel einer arischen Frau, denn Oda entstammt dem Volk der Samen, welches im Norden Skandinaviens angesiedelt ist. Sie hat einen bräunlichen Teint und daher wird auch ihr noch ungeborenes Kind nicht so sehnlichst erwartet, wie das von der rothaarigen Lisbet und ihrem blonden Erich.

Mit diesem Thema greift die Autorin ein unheimlich interessantes und zugleich schockierendes Thema unserer Geschichte auf, welches mich packen konnte und welches Gefahr läuft in Vergessenheit zu geraten. Viele Kinder wurden den Müttern damals entzogen und zur Adoption frei gegeben. Die Kinder wuchsen in deutschen Familien auf und hatten keinerlei Ahnung, wer die leiblichen Eltern gewesen sind. 

Die Geschichte von Lisbet und auch Oda konnte das eine oder andere Gefühl in meiner Brust und in meinem Bauch hervorrufen. Ich habe mich seit dem vermehrt zu diesem Thema belesen und mittlerweile sind einige Bücher dazu bei mir eingezogen.
Es sind diese Schatten der Geschichte, die mich immer wieder fesseln können und mein Interesse, vor allem für Erfahrungsberichte wecken.
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Wie bereits am Anfang meiner Rezension erwähnt, war ich vor allem auf die Lebensgeschichte von Lisbet aus. Der Erzählstrang um Marie konnte mich auch hier noch so ans Buch fesseln, wie es bereits im Buch "Die Kinder des Nordlichts" der Fall war.
Bei den Situationen um Marie und ihrer ganz persönlichen Familiengeschichte fehlte es mir zu dem an einer genauen zeitlichen Festsetzung. 
Nach dem Beenden des Buches musste ich tatsächlich einen Stift zur Hand nehmen, um die Figuren in einen chronologischen Rahmen zu setzen. Zwischenzeitlich dachte ich sogar, dass es sich hier um einen Fehler der Autorin handelt, aber am Ende passten alle Umstände zusammen.

Mein Fazit

Ein Roman, der auf zwei Zeitebenen spielt und der mich vor allem mit der Vergangenheit und mit dem Thema Lebensborn abholen konnte. Linda Winterberg hat hier einen sehr emotionalen Roman geschrieben, welcher ein Thema behandelt, welches nicht in Vergessenheit geraten sollte. Denn wie viele Menschen unter uns mag es geben, die dieser Ideologie und Selektion zu Grunde gefallen sind.

Man mag es sich überhaupt nicht vorstellen, wie es für die vielen jungen Mütter gewesen sein muss, dass einem das eigene Kind förmlich entrissen wurde. 
Diese Machtlosigkeit war sehr oft spürbar und auch die anderen Themen, wie Familie, Freundschaft, Heimat und Liebe konnte die Autorin sehr gut in die Geschichte einarbeiten. Dieses Buch sollte man gelesen haben.
Weitere Rezensionen zum Buch

Die Autorin

Hinter Linda Winterberg verbirgt sich Nicole Steyer, eine erfolgreiche Autorin historischer Romane. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern im Taunus. Im Aufbau Taschenbuch und bei Rütten & Loening liegen von ihr die Romane »Das Haus der verlorenen Kinder«, »Solange die Hoffnung uns gehört«, »Unsere Tage am Ende des Sees«, »Die verlorene Schwester«, »Für immer Weihnachten«, »Die Kinder des Nordlichts« sowie die große Hebammen-Saga »Aufbruch in ein neues Leben«, »Jahre der Veränderung«, »Schicksalhafte Zeiten« sowie »Ein neuer Anfang« und der erste Band der Winzerhof-Saga »Das Prickeln einer neuen Zeit« vor.
© Google 

Weitere Bücher der Autorin
(Einzelbände)


(Reihen)
"Winzerhof- Saga"



"Die große Hebammen- Saga"


2 Kommentare:

  1. Liebe Andrea,
    ich freue mich, dass dir das Buch gefallen hat. Ich glaube, es war für mich damals das erste Buch zum Thema Lebensborn und ich war geschockt. Ich habe mir ebenfalls weitere Bücher zum Thema damals bestellt...die sind - shame on me - aber noch immer ungelesen.

    Ich mag die Autorin sehr, aber ich finde leider, dass die neueren Romane mehr Mittelmaß sind...sie sind mehr Unterhaltung, wie momentan viele Bücher, die sich historisch nennen. Ich habe zwar hier gerade den dritten Band der Winzersaga liegen und werde ihn auf jeden Fall bald lesen, aber im Vergleich zu ihren historischen toll recherchierten Romanen unter Nicole Steyer können sie nicht mithalten. Leider wollen die Verlage aber eher Familienromane und leichtere Geschtichten aus der Vergangenheit, als Bücher wie die eben gelesene Waringham Saga. Liest sich natürlich auch schneller ;)
    Sehr gut soll noch "Solange die Hoffnung uns gehört" sein. Das liegt noch auf dem Sub. Und die beiden Weihnachtsgeschichten "Für immer Weihnachten" und "Das Winterkarussel" mochte ich auch sehr!! (falls du noch mehr von der Autorin lesen möchtest ;) ...)
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Na dann bin ich gespannt, ob mein Vorhaben mit den anderen Bücher etwas besser klappt 😄
      Es ist halt so. Man ist gebannt von einem Thema und plötzlich kommen dennoch 100 andere Bücher dazwischen.

      Ich lese ja nun deutlich weniger in dem Genre, als du. Weiß aber, was du meinst. Ich finde es so schade, dass und was die Verlage fordern.
      Nun habe ich noch keines ihrer Bücher als Nicole Steyer gelesen und habe keinen Vergleich. Es wird auf jeden Fall keinen Bookhaul ihrer Bücher geben. Aber wie du habe ich noch "Solang die Hoffnung.." auf dem SuB liegen. Das habe ich mal geschenkt bekommen.

      "Für immer Weihnachten " mochte ich sehr. Vllt merke ich mir das andere für die kommende Weihnachtszeit vor, da mag ich so seichte Romane dann und wann recht gern.

      Liebe Grüße zurück

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