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Montag, 6. Juni 2022

[REZENSION] Die Frauen von Block 10 | Sachbuch | Auschwitz

 

Titel: Die Frauen von Block 10 | Autor: Hans- Joachim Lang
Verlag: Weltbild Verlag Seitenanzahl: 319 Seiten 
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Inhaltsangabe

Medizin im Rassenwahn - ein wenig erforschtes Kapitel in der Geschichte von Auschwitz, erzählt aus der Sicht der Opfer.
Ab April 1943 gab es den Block 10 in Auschwitz. Dort wurden medizinische Versuche an rund 800 Frauen vorgenommen, von denen über ein Drittel die Lagerzeit überstanden. Lang erzählt, wer sie waren, was mit ihnen geschah, wie sie den Alltag bewältigten und mit welchen Folgen die Überlebenden zurechtkommen mussten.

Im Stammlager Auschwitz, inmitten eines Männer-KZ, ließ die SS-Lagerleitung Anfang 1943 ein zweistöckiges Gebäude, den Block 10, vom übrigen Gelände abtrennen. In ihm wurden jüdische Frauen eingesperrt, meist mehr als 400, auf engstem Raum. Zwei NS-Mediziner erprobten an ihnen Methoden der Sterilisierung, andere Ärzte benutzten sie für weitere Experimente. Die Insassinnen, die diese Qualen überlebten, haben nach Kriegsende vielfach vor Gericht ausgesagt. Aus ihren protokollierten Erinnerungen, Behördendokumenten und weiteren Quellen, auch eigenen Interviews, hat Lang ein großes Mosaik zusammengesetzt, ein Stück historischer Literatur, das mitreißt und schockiert.
(Quelle: Amazon)

 

Meine Meinung


Ein intensiver Einblick in den Block 10, mir allerdings mit zu vielen Opferbeispielen

Die Überschrift klingt anfänglich irreführend, aber es ist immer schwer, meinen Eindruck in eine Zeile zu packen, daher ist es meist ratsam, eine Rezension im Gesamten zu lesen.

Nach "Buchenwald- Bestien" wollte ich in dem Thema bleiben und erinnerte mich, dieses Buch im Schrank zu haben. Meine Regal-App sagte mir das gleiche. Nur stand das Buch nicht an Ort und Stelle. Nachdem ich alle Regale und Räume im Haus abgesucht hatte, bestellte ich es mir einfach nochmal.
Die Thematik Konzentrationslager und Zweiter Weltkrieg haben mich zur Zeit wieder arg gefesselt. Im Juni lege ich eine kurze Pause ein, um mich nicht mit Informationen zu überschwemmen.

"Die Frauen in Block 10" haben mir nochmal einen ganz anderen Einblick in die Geschehnisse gegeben, einen medizinischen.
Der Block 10 war mir vorab überhaupt nicht bekannt, vielen überlebenden Frauen wird er hingegen nie wieder aus dem Kopf gehen.

"Ich hatte das Gefühl und habe es jetzt noch, als ob man mich in ein Haus geschafft hätte, das etwas von einer Hölle wie auch von einer Irrenanstalt an sich hatte." (S. 10)
(Empfindung einer Frau, die sie in ihrer ersten Nacht im Block 10 befiel)

Das Buch ist in 18 Kapitel unterteilt, welche mal recht kurz sind, einige auch mehrere Seiten umfassen. In den einzelnen Kapiteln bekommt man als Leser zu allererst einen Einblick, wie die in Auschwitz ankommenden Frauen selektiert werden und schließlich im Block 10 landen. Zu dem erfährt man, wie der Block aufgebaut ist und wie der Alltag der Frauen dort abläuft. 

Wer sich schon häufiger mit dem Thema medizinische Versuche in Konzentrationslagern beschäftigt hat, dem wird sofort der Name Josef Mengele in den Kopf kommen.
Da dieses Buch allerdings vor allem die Jahre bis 1943 umfasst, ist eben genannter Mann noch gar nicht in Auschwitz tätig. Seine Wirkzeit dort war Mai 1943 - Januar 1945).
Aber der Autor wirft ein genaueres Auge auf drei andere Lagerärzte: 
Carl Clauberg, Horst Schumann und Eduard Wirths.
Auch von diesen Namen habe ich noch nie gehört und merke immer wieder, dass mir Lesen besonders Spaß macht, weil es auch immer wieder eine Wissenserweiterung ist.

Auf welche Experimente geht der Autor im Buch ein bzw. von welchem Experimenten berichten die Vielzahl von weiblichen Zeugen in diesem Buch?
Nicht operative Sterilisation.
Sterilisation mittels Röntgenstrahlen.
Experimente an der Gebärmutter.

Alle im Buch beschriebenen Versuche haben also etwas mit der Fertilität der Frauen zu tun. Jeder der drei Ärzte hatte sein Fachgebiet, jeder suchte unter den inhaftierten Frauen eine andere Versuchsgruppe und dennoch erlitten fast alle Frauen ein ähnliches Trauma, sie wurden auf die verschiedenste Art unfruchtbar gemacht.
Vor allem die hygienischen Zustände, welche im Block 10 schon deutlich angehoben waren, im Vergleich zu den anderen Blöcken im KZ Auschwitz, wurden für viele Frauen zum Verhängnis. 

Ich fand die Einblicke dennoch interessant.
Auch einige Untersuchungsmethoden haben heute noch Verwendung.
Und auch dieses Buch hat wieder Themen angesprochen, die mich weiterführend interessieren und mir wieder ein, zwei andere Buchtipps verschafft, dazu im unteren Bereich mehr.
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Hätte mich jemand vorab gefragt, hätte ich gesagt, dass mir Bücher, in denen einen Vielzahl von Zeugen- bzw. Opferbeispielen besser gefallen, als Bücher, in denen lediglich eine Zeugenschilderung vorkommt.
Diese Aussage muss ich nach diesem Buch revidieren.
Natürlich waren von diesem Thema eine Vielzahl von Frauen betroffen, dennoch war es beim Lesen des Buches viel zu viel Input. Nicht nur zu viele Namen, welche aus der ganzen Welt zu kommen schienen, auch der Wechsel der Zeugenschilderungen, welche meist von einem Satz in den nächsten übergingen, waren zu viel für mich.
Allerdings ist es eine Kunst, wie der Autor diese verschiedenen Aussagen verschiedenster Frauen aneinandergereiht bzw. miteinander verbunden hat.

Des Weiteren wurde mir auch zu viel mit Zahlen gearbeitet. Auf manchen Seiten wurde detailliert aufgelistet, wie viele Menschen an jenem Tag mit den Zügen im Bahnhof Auschwitz ankamen. Die hohen Zahlen sind jedem bekannt, der sich mit dem Thema schon mal auseinandergesetzt hat. Beim Lesen ist es eine Masse an Zahlen, die der Kopf gar nicht so schnell in einen Zusammenhang knüpfen kann, denn man bedenke aus wie vielen verschiedenen Ländern dort tagtäglich neue hilflose Menschen ankamen, die gar nicht ahnten, was sie erwartet.


Mein Fazit


Ein Buch, welches ich in meinem Leseleben nicht missen möchte und welches mir nochmal einen ganz anderen Einblick in das Lager Auschwitz gegeben hat.
Für alle Interessierten kann ich hier eine Leseempfehlung aussprechen.
Über meine Kritikpunkte ist an dieser Stelle einfach hinwegzusehen
Dies war einfach mein persönliches Empfinden und hat das Lesen für mich erschwert.

Der Autor

Hans- Joachim Lang ist ein deutscher Journalist, Kulturwissenschaftler, Germanist und Honorarprofessor.
© Google

Ein weiteres Buch des Autors bzw. Literatur, die im Buch Erwähnung findet
(dieses Buch erzählt von den 29 Frauen und 57 Männern, die im August 1943 im KZ Struthof/ Natzweiler ermordet wurden, weil August Hirt mit ihren Skeletten eine geplante rassenanthropologische Schausammlung bestücken wollte)

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