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Sonntag, 4. Februar 2024

[REZENSION] Zugvögel | Roman

Titel: Zugvögel | Autorin: Charlotte McConaghy
Verlag: Fischer Verlag | Seitenanzahl: 416 Seiten 
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Inhaltsangabe


Franny hat ihr ganzes Leben am Meer verbracht, die wilden Strömungen und gefiederten Gefährten den Menschen vorgezogen. Als die Vögel zu verschwinden beginnen, beschließt die Ornithologin den letzten Küstenseeschwalben zu folgen. Auf einem der letzten Fischerboote macht sie sich auf den Weg in die Antarktis. Schutzlos ist die junge Frau den Naturgewalten des Atlantiks ausgeliefert, allein die Vögel sind ihr Kompass. Doch wohin die Tiere sie auch führen, ihrer Vergangenheit kann Franny nicht entfliehen. Schon bald wird die Reise zu einem lebensbedrohlichen Abenteuer.

Eine Ode an die bedrohten Geschöpfe dieser Erde. Eine Geschichte über die Wege, die wir gehen für die Menschen, die wir lieben. Und sei es bis zum äußersten Rand der Welt.

(Quelle: Fischer Verlag)


Meine Meinung


Eine Reise vom Nordpol zum Südpol


Nach "Wo die Wölfe sind" war ich unheimlich glücklich, dass die Autorin ein weiteres Buch veröffentlicht hat und nur so am Rande, ich erwarte sehnlichst Buch Nummer 3 und verfolge ihre Recherchearbeit bei Instagram gespannt.
Mit "Zugvögel" hielt ich also ihr Buchdebüt in der Hand und machte mich dieses Mal auf eine Geschichte bereit, in der nicht Wölfe, sondern Küstenseeschwalben eine bedeutende Rolle spielten.
© Google

Und gleich zu Beginn der Geschichte stellte ich fest, dass hier die Geschichte einer Vogelart auf mich wartet, von der ich bisher nichts gehört hatte und vor allem nichts von ihrer besonderen Reise über die ganze Welt wusste. 
Charlotte McConaghy nimmt die Leser mit auf eine Buchreise über den gesamten Erdball.
Denn die Küstenseeschwalbe ist der Zugvogel mit der längsten Flugstrecke. 
Sie brütet in der Nordpolarregion und überwintert in der Südpolarregion.
© Google

Im Buch selbst, geht es natürlich nicht nur um diese bemerkenswerte Route, sondern, wie bereits in "Wo die Wölfe sind" um die immer geringer werdende Population dieser Tierart. Denn man kann sich vorstellen, dass nicht alle Tiere ihre Reise überleben. 
Aus diesem Grund reist die Ornithologin Franny zur Nistzeit der Küstenseeschwalbe und weiß in dem Moment, als die bei drei der Schwalben einen Peilsender in Form eines Ringes um die Beine anbringt, dass es falsch ist, aber sie möchte die Reise genau dieser drei Schwalben einfach bis zu ihrem Ziel in der Südpolarregion verfolgen. 

"Ich erforsche die Flugrouten der Küstenseeschwalbe, unter besonderer Berücksichtigung der Frage, wie der Klimawandel ihre Fluggewohnheiten verändert." (S. 41f.)

Kennt ihr diese Bücher, deren erster Satz bereits alles sagt? 
Einem zugleich Angst macht und einfach das gesamte Buch über in Erinnerung bleibt.
So erging es mir hier, als das Buch mit den Worten
"Die Tiere sterben. Bald sind wir hier ganz allein." (S. 11) 
begann.

Mit diesem Thema, dass die verschiedenen Tiergattungen nach und nach aussterben bzw. ausgerottet werden, kann man mich derzeit so richtig packen. So traurig, wie das Thema ist, so sehr bringt es mich auf der anderen Seite auch zum Nachdenken.
Franny und auch im anderen Buch Inti verkörpern zwei starke Frauen, die dagegen vorgehen wollen und Tiere einfach über alles lieben, vor allem mehr als den Menschen.

"Ich kann nicht gegen meine Überzeugung an, dass kein Tier jemals im Käfig leben sollte. Dieses Schicksal haben nur Menschen verdient." (S. 324)

Nun hat Franny diesen Plan, diese ausgewählten Küstenseeschwalben zu verfolgen, da stellt man sich die Frage, wie will sie dies machen. In Grönland bittet sie den Kapitän eines Hochseefischerbootes, Ennis Malone, um Hilfe. Dieser soll seine Pläne verwerfen und gemeinsam mit ihr und seinem Team den Schwalben folgen. Denn Ennis und seine Mannschaft sind natürlich auf der Suche nach Fischen, ein weiteres spannendes Thema im Buch, denn auch diese Gattung wird rarer und rarer. Aber Franny arbeitet mit einer List und weist den Kapitän darauf hin, dass sich entlang der Route auch Fischschwärme befinden müssen, denn dies ist die Futterquelle der Küstenseeschwalben. 
Ennis erhofft sich einen großen Fang, um als Fischer in der heutigen Welt zu überleben und tritt diese gefährliche Reise über den Atlantik an.

Auch wer Geografie liebt, kommt hier auf seine Kosten. Ich liebe es in meinen Buchwelten auf der ganzen Welt umherzureisen und hatte mir für dieses Jahr vorgenommen eine Weltkarte mit Orten zu bestücken, an die mich meine Buchwelt 2024 bringt. Aber in diesem Roman war ich an so vielen Orten, dass ich diese Challenge bereits verworfen habe. Ich behalte die Orte einfach in guter Erinnerung.

Gefühlt hatte dieses Buch wieder über 1000 Seiten, denn obwohl das Tierthema im Buch soviel Platz einnimmt, spielen auch die tiefsten Wünsche der Protagonistin, ihre geheimnisvolle Liebe zu Tieren, dem Wasser und ihrem ehemaligen Professor Niall eine große Rolle. Und man spürt auf jeder Seite, dass Franny eine große Sehnsucht in sich trägt. Eine Sehnsucht, die sie über den Erdball leitet und die sie am Ende beinahe besiegt.

Meine Rezension würde ich gern mit folgenden Worten aus dem Buch beenden.
"Gerade jetzt sterben wieder Tausende von Spezies, ohne dass ihnen jemand Beachtung schenkt. Wir rotten sie aus. Lebewesen, die gelernt haben, alles und jedes zu überleben, alles, nur nicht uns." (S. 74)

Fazit

Ein weiterer Roman, der mich im Januar total abgeholt und in seinen thematischen Bann gezogen hat. Der Schreibstil und die brillante Recherchearbeit laden die Leser hier zum Wohlfühlen und gleichzeitig zum Nachdenken ein. Beide Bücher erhalten einen ganz besonderen Platz in meinem Buchregal und ich warte sehnlichst auf Buch Nummer 3. 
Wer bereits meine Rezension zu "Wo die Wölfe sind" findet in meiner Bewertung ein Herz. Auch "Zugvögel" bekommt fünf Sterne von mir, aber die Wölfe hatten es mir noch einen Ticken mehr angetan.
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Die Autorin

Charlotte McConaghy, Jahrgang 1988, hat irisch-schottische Wurzeln und wuchs in Australien auf. Ihre Passion für die Natur und Tierwelt und ihre Erschütterung über die Auswirkungen des Klimawandels inspirierten sie zu "Zugvögel", ihrem literarischen Debütroman, mit dem sie den internationalen Durchbruch erreichte. Sie hat einen Abschluss als Drehbuchautorin der Australian Film Television and Radio School. McConaghy lebt heute in Sydney.
© Fischer Verlag

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