Titel: Mein Herz so wild | Autorin: Jane Eagland
Verlag: dtv | Seitenanzahl: 448 Seiten
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Inhaltsangabe
Je nachdrücklicher die 17-jährige Louisa ihre geistige Gesundheit beteuert, desto weniger glaubt man ihr – und desto schlimmer wird ihre Situation. Denn Louisa ist in einer Irrenanstalt gelandet. Warum, kann sie nur ahnen. Weil sie anders ist? Weil sie als Mädchen einen Beruf erlernen will – was im viktorianischen England einem Sakrileg gleichkommt. Und wer steckt hinter ihrer Einweisung? Diese Ungewissheit und die demütigenden Schikanen zermürben Louisa. Wäre da nicht die junge Pflegerin Eliza, würde Louisa sogar an Selbstmord denken.
(Quelle: Amazon)
Meine Meinung
Ein weiterer Roman, der die Schrecken einer Anstalt im viktorianischen England schildert
Erst vor Kurzem habe ich ein Buch zu diesem Thema gelesen ("Die Anstalt für ungehorsame viktorianische Mädchen"). Dieses Challenge-Buch widmet sich dem gleichen Thema, da die Protagonistin allerdings noch recht jung ist, ordne ich dieser Werk für mich als Jugendroman ein. Dennoch kann es die Schrecken in der Geschichte keinerlei abmildern.
Die 17-jährige Louisa Cosgrove sitzt mit einer Anstandsdame in einer Kutsche.
Die Reise soll sie zur Familie Woodville führen, eine befreundete Familie ihres Bruders.
Hier soll sie eine gewisse Zeit verleben, wachsen und sich neu sortieren.
Als ein düsteres, riesiges Anwesen in Sicht kommt, weiß Louisa sofort, dass hier etwas nicht stimmt.
Die Kutsche hält. Louisa wird zum Aussteigen aufgefordert und mit dem Namen Lucy Childs angeredet. Die Tür der Kutsche schließt sich und fährt mit ihrer Begleiterin von Dannen. Auf Louisa wartet eine unvorhersehbare Zeit, die viele offene Fragen mit sich bringt.
Als Leser habe ich mich immer wieder gefragt, wie ich den Geisteszustand der Protagonistin einzuschätzen habe. Handelt es sich hier wirklich um einen Irrtum oder um einen ganz fiesen Streich. Wer könnte eine junge Frau mutwillig in eine viktorianische Irrenanstalt einweisen, ihr einen neuen Namen geben und ihr all das zumuten, was dort auf sie wartet.
Im Buch eingearbeitet sind immer wieder Rückblicke auf die jungen Jahre der sehr eigenwilligen Louisa. Wie sie mit ihren Eltern und ihrem älteren Bruder Tom recht behütet aufwächst. Und wie sich ihr untypischer Charakter für diese Zeit nach und nach entwickelt und seine Anstößigkeiten in ihrer Familie und der allgemeinen Gesellschaft findet.
In dem Erzählstrang, welcher die Vergangenheit bespricht, sind mir immer wieder Situationen und Personen ins Auge gestochen, die zu Louisa's gegenwärtigem Schicksal geführt haben könnten. Die junge Louisa möchte wie ihr geliebter Vater Ärztin werden. Zu dieser Zeit ein utopischer Wunsch einer jungen Frau.
Vor allem ihre Mutter und ihr Bruder sehen sie verheiratet an der Seite eines Mannes.
Wie sie eine Familie gründet und ihren häuslichen und gesellschaftlichen Pflichten nachgeht. Aber in dieser Rolle sieht sich Louisa nicht.
Die Autorin kann das Herzblut für die Medizin und allgemein ihr wissbegieriges Wesen sehr gut darstellen. Auch ihre Abneigung gegenüber den Vorstellungen der Gesellschaft kommt beim Lesen sehr gut zur Geltung. Wenn man die Grundidee des Buches mit der heutigen Zeit vergleicht, sind die Wünsche und Sorgen von Louisa kaum nachzuvollziehen. In der Gegenwart stehen auch Frauen alle Türen offen, was dem beruflichen Werdegang anbelangen.
Die Zeit in der Irrenanstalt wurde ebenfalls sehr authentisch beschrieben.
Es ist beklemmend und kaum vorstellbar, dass man sich zwischen echten Patienten wiederfindet, eigentlich überhaupt nicht dort hin gehört und dennoch nach und nach eins wird mit der Umgebung, aus der es kein Entkommen gibt.
Ihr Wille lässt sie jedoch kämpfen. Ankämpfen gegen verhasste Pflegerinnen, gegen Methoden, die angewandt werden und gegen Lügen, die ihr unterstellt werden.
Eine zusätzliche Motivation findet Louisa sehr schnell in der jungen Pflegerin Eliza, die ihr ab und zu einen kleinen Lichtblick beschert.
Und immer wieder ist Louisa auf der Suche nach Antworten, wer sie in diese ausweglose Situation gebracht hat.
Auch wenn sich wie gesagt immer wieder Motive und Personen in meinen Kopf geschlichen haben, war es bis zum Ende spannend, der Wahrheit auf die Schliche zu kommen.
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Zum Ende hin verlor sich die Geschichte für einen kurzen Moment in einem anderen Thema, welches am Ende recht schön zu verfolgen war, mich kurzzeitig aber auch der eigentlichen Geschichte und Wahrheitsfindung herausgerissen hat.
Mein Fazit
Ein Jugendroman, der mit Sicherheit auch viele erwachsende Leser unterhalten und beschäftigen wird. Jane Eagland zeigt hier sehr gut auf, wie einfach es ist eine starke, kämpferische junge Frau und ihr Wesen zu brechen.
Die Zustände zur damaligen Zeit waren meines Erachtens einfach schrecklich und dahingehend bin ich sehr froh, wie sich die Zeit, die Gesellschaft und die Ansichten geändert haben. Wer das Setting und die angesprochenen Themen mag, sollte sich dieses Buch, welches leider nur noch gebraucht zu ergattern ist, nicht entgehen lassen.
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