Titel: Die Anstalt für ungehorsame viktorianische Mädchen
Autorin: Emilie Autumn
Verlag: FESTA Verlag | Seitenanzahl: 448 Seiten
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(bei großer Nachfrage veröffentlicht der Verlag eventuell eine Paperback-Ausgabe ohne Farbdruck)
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Inhaltsangabe
Die Überdosis war kein Versehen. Emilie wollte sterben.
Gerettet, aber in der Hölle einer Psychiatrie gelandet, gibt es kein Entkommen. Ihr wird jede Kommunikation mit der Außenwelt verweigert.
Plötzlich findet Emilie die Briefe einer gewissen Emily – mit y –, die im viktorianischen England in eine Irrenanstalt eingewiesen wurde.
Emilie verliert sich immer mehr in den Nachrichten aus der Vergangenheit. Die Grenze zwischen Wirklichkeit und Wahnsinn verschwimmt Brief für Brief.
Über die Zeit hinweg müssen die beiden Frauen gegen einen gemeinsamen Feind kämpfen: ihre Ärzte.
Überzeugend und mit einem Hauch Fantastik schildert Gothic-Ausnahmekünstlerin Emilie Autumn ihre eigenen Erlebnisse.
Eine vernichtende Kritik an der Behandlung von Frauen durch die Gesellschaft und die psychiatrische Industrie. Die Autorin zeigt, dass sich im Laufe der Jahrhunderte wenig geändert hat.
(Quelle: FESTA Verlag)
Meine Meinung
Ein wichtiges Buch!
Wer im oberen Bereich bereits auf Kaufen geklickt hat, weiß bereits, dass dieses Buch seinen Wert hat. In den letzten Jahren ziehen allerdings immer wieder solch besondere Bücher bei mir ein. Dafür müssen aber gewisse Punkte erfüllt werden.
Titel: mit den Jahren faszinieren mich lange Titel zusehends
Optik: schwarz- rot geht immer und dieser Farbschnitt
Details: ein roter Farbdruck und viele kleine Bilder im Buch
(Anfangs hatte ich Angst vor dem roten Farbdruck, aber im Endeffekt hatte ich keine Mühen, diesen zu lesen)
Thema: Anstalt, Psychiatrie und das gesellschaftskritisch verpackt, ist genau mein Ding
>>Hier zeigt sich also sehr schnell, warum ich es gekauft habe.<<
Emilie Autumn war mir bisher weder als Autorin, noch als Sängerin ein Begriff.
Umso gespannter war ich auf den Inhalt des Buches, in dem sie mit ihren Erfahrungen in der Psychiatrie aufräumt. Für mich das Besondere von vornherein war, dass sie durch zwei verschiedene Zeitebenen aufzeigt, wie wenig sich gewisse Situationen im Laufe der Zeit zum Besseren gewandt haben. Psychiatrie ist meines Erachtens immer noch ein Tabuthema und zugleich ein interessanter medizinischer Bereich, in dem ich gerne einmal Mäuschen spielen würde.
Nach vielen Schicksalsschlägen und einer psychischen Vorbelastung unternimmt die Autorin in frühen Jahren einen Selbstmordversuch. Dieser scheitert allerdings und Emilie wird zur Behandlung in eine psychiatrische Abteilung gebracht. Bis hierhin ein normaler Werdegang. Dann schließen sich die Türen und als Leser erfährt man von dort an, in welch Martyrium man als Patient geraten kann.
Ich möchte hier so wenig vom Inhalt wie möglich verraten, aber ein kleines Beispiel möchte ich aufzeigen...
Emilie wartet auf ihre stationäre Aufnahme.
Es ist kein freies Bett auf der geforderten Station frei.
Emilie kommt auf eine andere Station, weil dort ein Bett frei ist.
Auf die geschlossene Station.
Von Anfang an geht die Autorin mit der psychiatrischen Industrie hart ins Gericht, aber die eingebauten Beispiele finde ich nachvollziehbar und erschreckend zugleich.
Die zweite Zeitebene bringt die Autorin durch Briefe ins Spiel, welche plötzlich in Emilie's Notizbuch auftauchen. Geschrieben wurden die Briefe ebenfalls von einer Emily.
Die Emily der Vergangenheit berichtet in ihren Briefen von ihrer Geschichte, welche traurig beginnt und dann ebenso in einer Anstalt endet.
Beide Frauen haben wenig Aussicht auf ein Leben "nach der Anstalt", umso mehr verweben sich ihre Geschichten im Verlauf des Buches. Nicht nur Emilie Autumn, auch ich habe ab und zu überlegen müssen, was nun wahr und was Wahnsinn ist.
Aber mit ihrem Schreibstil und für meinen Geschmack vor allem mit den Geschehnissen im viktorianischen Zeitalter, konnte mich die Autorin total an die Geschichte fesseln.
Auch wenn einige fantastische Inhalte vorkommen, welche mir nicht immer liegen, so konnte ich diese hier sehr gut annehmen. Wobei es auch gern andere Helferchen hätten sein können 😖
Das Buch hat viele Höhen. Manche sind mit Emotionen gespickt, andere mit überraschenden Wendungen. Dass einiges an Kritik an diesem System geäußert wird, fand ich durchgehend spannend. Es regt zum Nachdenken an, aber um sich hier eine komplette Meinung bilden zu können, müsste man ein hohes Maß an "Fallbeispielen" lesen.
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Das große Zusammenfügen am Ende bzw. das Entwirren, was nun wahr und was Wahnsinn ist, fand ich leider nicht so unterhaltsam und spannend, wie den Rest des Buches. In den letzten 50 Seiten nimmt Emilie Autumn nochmal Anlauf und macht dem Leser ihren Standpunkt nochmals eingehend klar. Dies geschieht anhand von Auszügen aus ihrem Notizbuch aus der Psychiatrie.
Mir war dieser Teil leider drüber.
Immer wieder bin ich hin- und hergerissen, wie psychisch kranke Menschen sich sehen bzw. darstellen. Ich möchte überhaupt nicht urteilen, aber das Ende hat die vorhergehende Geschichte weniger abgerundet, zutreffender ist aufgewühlt.
Mein Fazit
Ein Buch, welches durch den Aufwand im Druck und der Gestaltung seinen Preis wert ist.
Des Weiteren betrachte ich diesen teils autobiografischen Roman als sehr wertvoll, was das gesellschaftskritische Thema Psychiatrie angeht.
Das Werk zeigt auf, wie viel Negastives immer noch auf diesem Teil des medizinischen Systems liegt.
Die Autorin
Emilie Autumn ist eine erfolgreiche US-amerikanische Musikerin, Sängerin und Autorin. Ihre Eltern ließen sie bereits ab ihrem vierten Lebensjahr zur Geigerin und Komponistin ausbilden. 1997 wurde ihr erstes Album veröffentlicht. Stilistisch lässt sich ihre Musik schwer einordnen, da darin sowohl klassische als auch moderne, elektronische Elemente zu finden sind.
Ende 2009 veröffentlichte sie mit The Asylum for Wayward Victorian Girls (dt. Die Anstalt für ungehorsame viktorianische Mädchen) einen teils fiktiven, teils autobiografischen Roman. Darin schildert sie ihre Erfahrung mit der eigenen bipolaren Störung. Zurzeit arbeitet Emilie an einem Musical, das auf ihrem Roman basiert.
Ende 2009 veröffentlichte sie mit The Asylum for Wayward Victorian Girls (dt. Die Anstalt für ungehorsame viktorianische Mädchen) einen teils fiktiven, teils autobiografischen Roman. Darin schildert sie ihre Erfahrung mit der eigenen bipolaren Störung. Zurzeit arbeitet Emilie an einem Musical, das auf ihrem Roman basiert.
Hallo Andrea,
AntwortenLöschenwas für eine gelungene Rezension! Ich sehe schon, dass es doch eher in meine Richtung geht und gar nicht aus der brutalen Ecke kommt, wie ich es befürchtet hatte. Es hört sich nach einem lesenswerten Buch an und das Thema an sich ist schon heftig. Wenn man daran denkt, dass es Realität und oftmals nicht weit von unserem Alltag entfernt ist.
Das ist auch wieder so ein Buch, mit dem man sich selbst beschenken darf.
Liebe Grüße
Nicole
Hi Nicole,
Löschennein blutig wird es hier nicht.
Du solltest halt anstaltstauglich sein^^
Aber das bist du.
Also steht dem selber beschenken zum nächsten Anlass nichts im Weg :)
Liebe Grüße,
Andrea
Oh ja, dann muss ich mir bei Gelegenheit mal wieder eine Kleinigkeit gönnen.
LöschenHi Andrea!
AntwortenLöschenDie Aufmachung hat schon was... das Buch ist ja in den letzten Wochen oft aufgetaucht in den social medias und wurde kräftig beworben. Der Preis ist sicher gerechtfertigt und es sieht auch grandios aus, aber mir wäre es am Ende dann doch zu teuer.
Spannendes Szenario auf jeden Fall! Momentan kann ich mit so einer Handlung nur nicht so viel anfangen bzw. muss ich grade ein bisschen aufpassen was ich lese.
Es freut mich aber dass es dich grundsätzlich begeistern konnte auch wenn das Ende dann nicht so gepasst hat.
Liebste Grüße, Aleshanee
Bist du anfällig für die düstere Jahreszeit?
LöschenIch mag sie ja sehr, aber auch bei mir ist demnächst kaum noch Horror & Thrill geplant. Habe noch einen Wikingerroman vor mir, ansonsten schwenke ich im Dezember größtenteils wieder zu Romanen und vllt auch ein klein wenig Kitsch ab.
Zu Weihnachten brauche ich das mal.
Und ich stimme dir zu, dass obige Thema ist nicht für jeden zu jeder Zeit etwas und es ist einfach Geld. Geld, was aktuell glaub ich bei allen eng ist.
Wenn du es dennoch gerne mal lesen möchtest, lasse ich es dir gern als Wanderbuch zu kommen.
Liebe Grüße,
Andrea
Das ist ganz lieb, Andrea, aber ich denke in nächster Zeit ist das kein Thema für mich. Die "düstere" Jahreszeit macht mir nichts, aber grade ist viel los bei mir in der Familie und mir gehts nicht gut. Da lese ich dann sowas lieber nicht...
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