Sonntag, 23. August 2015

[Rezension] Ich will doch bloß sterben, Papa

Titel: Ich will doch bloß sterben, Papa
Autor: Michael Schofield
Verlag: Goldmann Verlag
Preis: 9,99€ (TB)
Seitenanzahl: 336 Seiten
ISBN: 978-3-442-15863-8
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Inhaltsangabe
Jani ist erst vier Jahre alt, da befürchten Michael und Susan Schofield bei ihrer Tochter schizophrene Halluzinationen. Die Ärzte wiegeln ab, bei einem so kleinen Kind sei das unvorstellbar. Doch tatsächlich, zwei Jahre später lautet die Diagnose: Schizophrenie. Jani lebt in einer Welt aus Halluzinationen und gewalttätigen Vorstellungen mit Hunderten imaginärer innerer „Freunde“. Stimmen flüstern ihr ein, aus dem Fenster zu springen, um sich selbst zu töten, oder ihrem jüngeren Bruder Gewalt anzutun. Und mittendrin in diesem Chaos aus nicht enden wollenden Wahnvorstellungen und Wutanfällen: Janis Eltern, die alles daransetzen, das Leben ihrer beiden Kinder zu schützen, während die Familie unter der Belastung auseinanderzubrechen droht.
(Quelle: Goldmann Verlag)



Meine Meinung
Ich musste wirklich kurz überlegen, ob ich hierzu eine Rezension schreiben kann, denn ich merke, ich denke hier sehr persönlich.
Zum einen schockieren mich solche Geschichten, zum anderen spielt hier eindeutig mein Beruf als Ergo- und Schmerztherapeutin mit ein, was eine wertungsfreie Rezension kaum zulässt.
(wundert euch nicht, dass ich mal Jani und in den Zitaten Janni schreibe, dass Mädchen hat ihren Namen selbst des Öfteren abgeändert)

Vom Aufbau und Schreibstil ist dieses Buch sehr gelungen. Michael Schofield, der Vater kann uns seine Eindrücke gut vermitteln. Die Kapitel sind mit Daten betitelt.
Das ein Vater und nicht die Mutter so eine Geschichte erzählt, ist selten und das merkte ich beim Lesen immer wieder. Die Ich-Form war ständig da und sehr oft ertappte ich mich, dass ich beim Lesen die Mutter Susan vor mir hatte und nicht Michael. Einfach ein Denkfehler meinerseits, aber ab und zu führte das zu Verwirrung.

Zu den Charakteren selbst wollte ich mich erst gar nicht äußern, denn es sind reale Menschen, die niemand erschaffen hat. Man steckt als Leser nicht in dieser Situation drin, erlebt dieses zum Teil nervenzerreißende Leben nicht mit.
Dennoch erscheinen für mich beide Elternteile im Buch als sehr schwache Persönlichkeiten. Die Mutter meist noch mehr, als der Vater.
Beide gehen das Thema Jani falsch an.
Dass sie das Mädchen über alles lieben, glaube ich sofort. Aber der Weg, bis die Diagnose Schizophrenie gestellt wurde, war ein harter Weg und manchmal haben sie ihn sich selbst erschwert.

Jani selbst war von klein auf ein außergewöhnliches Mädchen, fast zu außergewöhnlich, dass ich mich manchmal fragte, ob das wirklich eine wahre Geschichte ist. Zum Beispiel hier:
„Janni war von Anfang an Frühentwicklerin und konnte schon mit acht Monaten sprechen, mit 13 Monaten kannte sie sämtliche Buchstaben, die großen wie die kleinen, selbst wenn sie auf der Seite lagen oder auf dem Kopf standen. Mit 18 Monaten sprach sie in grammatikalisch korrekten Sätzen und stellte sich anderen mit den Worten vor: Ich heiße Janni Paige und bin 18 Monate alt.“ (S. 18)

Dies ist nur ein Beispiel, welches ihr Vater im Buch anführt. Mit 6 besaß Jani einen IQ von 146. ABER der Test, der gemacht wurde reichte nicht aus, denn sie erreichte hier 99,9%, dh. der wahre IQ lag wohl noch deutlich höher.
Diese Tatsachen lassen mich staunen und gleichzeitig bin schockiert, dass es sowas gibt.

Und dann wäre da noch Jani’s Bruder Bodhi. Michael und Susan Schofield bekamen ein weiteres Kind, um Jani in Hinsicht auf ihre soziale Interaktion zu unterstützen. Wenn sie mit anderen nicht spielt, dann vielleicht mit ihrem Bruder und dann kam alles so anders. Bereits beim Lesen, war mir klar, dass Bodhi keine „normale“ Entwicklung durchmachen wird. Er hat als Kleinkind einfach zu viel mitbekommen. Ja, als Schmerztherapeutin waren da einige sehr schockierende Szenen im Buch, bei denen ich mir dachte, dass wird Folgen haben.
Auch hier möchte ich niemanden angreifen, aber die Eltern haben sich oftmals falsch verhalten, was nicht aus Absicht heraus passierte, sondern aus Unwissenheit.

Vor allem das letzte Drittel wurde sehr emotional. Ob der Titel zu hundert Prozent passt, weiß ich nicht. Mich zumindest ließ er anderes erahnen.
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Wer einen Einblick in den Alltag der Familie Schofield haben möchte und über ein wenig Englischkenntnisse verfügt, sollte sich das folgende Video anschauen.

Wer das Video nun gesehen hat, erkennt auch die Folgen für Jani’s Bruder Bodhi und das schwere Schicksal der Eltern. Michael und Susan Schofield sind mittlerweile nicht nur Eltern einer 13-jährigen Tochter mit Schizophrenie, sondern auch Eltern eines 7-jährigen Jungen, der an schwerem Autismus leidet.
Ein wahnsinnig berührendes Schicksal.

Ein krönender Abschluss war Michael’s persönliche Verbindung zu folgendem Lied.

„Der Song heißt nicht „Beautiful Life“, er heißt „Beautiful Day“ und will sagen, wenigstens dieser Tag, dieser heutige Tag, kann schön sein.“ (S. 329)


Mein Fazit
Wow! Wieder mal hat mich eine wahre Geschichte um das kleine Mädchen Jani komplett erwischt. Dieses Buch lässt einen beim Lesen nicht los und im Nachhinein auch nicht.
Eine Bewertung fällt hier wirklich schwer, denn bewerte ich die Geschichte, die Personen oder einfach nur das Buch (Schreibstil, Aufbau usw.) und blende die Geschichte und meine Meinung dazu aus?
Im Nachhinein ist dies jedoch ein bewegendes Buch mit vielen tollen und bewegenden Momenten. Die Geschichte der Familie möchte ich sehr gern weiterverfolgen. Vielleicht schreibt Michael Schofield ein weiteres Buch über die Jugendjahre seine Tochter und evtl. bezieht er auch das Schicksal seines Sohnes mit ein.
Weitere Rezensionen zum Buch

Besonderer Charakter
Ich habe lange über diese Geschichte und deren Charaktere gegrübelt.
Vor allem am Anfang sah ich einen Lichtblick in der Person Michael Schofield, das heißt dem Vater. Er gab nicht auf und glaubte an seine Tochter.
Aber nach und nach konnte ich kein Elternteil mehr nachvollziehen.
Ihr Verhalten, ihre Entscheidungen usw. Aber da mag jeder Leser einen anderen Eindruck haben.

Erwähnenswerte Zitate
„Wir haben doch immer nach Freunden gesucht, die etwas mit ihrer Einbildungskraft anfangen können, und die hat sie nun. Ich hätte nur nie gedacht, dass wir sie in der Psychiatrie finden.“ (S. 101)

„Ich habe mir immer gewünscht, dass sie glücklich wird, aber nicht in der Psychiatrie.“ (S. 101)

„Ich halte die dauernde Angst nicht mehr aus. Ich halte es nicht mehr aus, dass niemand uns helfen kann.“ (S. 163)

„Ich blicke in die sternlose Nacht. Ich weiß nicht weiter. Ich will einfach nur heim, Janni ins Bett bringen und einen weiteren Tag in unserer unentrinnbaren Hölle abhaken.“ (S. 213)

„Ihr Leben lang habe ich versucht, Janni zu retten. Ich kann es nicht. Ich bin nicht genug. Sie braucht mehr.“ (S. 239)

„Der Feind heißt Schizophrenie, und wenn sie nicht tut, was er verlangt, wendet er sich gegen sie, damit sie sich selbst ein Leid zufügt.“ (S.274)


Der Autor
Michael Schofield betreibt einen Blog über die Geschichte der Schizophrenie seiner Tochter und ist Dozent an der California State University, Northridge. Zusammen mit seiner Frau Susan gründete er die Jani Foundation zur Unterstützung von psychisch kranken Kindern und deren Eltern.
(www.janifoundation.org)
© Google

Mein herzlichster Dank für die Bereitstellung des Leseexemplares gilt



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An alle Leser, dieses Buch hätte ich im Nachhinein zu gern in einer LR besprochen und diskutiert, um persönliche Meinungen auszutauschen.

Wie denkt ihr darüber Rezensionen über so ein persönlichen, reales Thema zuschreiben?


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