Sonntag, 10. April 2022

[REZENSION] Unser leichtfertiger Eid | Gegenwartsliteratur


Titel: Unser leichtfertiger Eid | Autorin: Bryn Greenwood
Verlag: FESTA Verlag (Must-Read Reihe) | Seitenanzahl: 544 Seiten 
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Inhaltsangabe

Eine provokante Liebesgeschichte dieser großen Schriftstellerin, die bereits den Bestseller All die Finsternis inmitten der Sterne schrieb. Wieder begeistern die skurrilen Figuren und der harte, doch poetische Schreibstil.

Zee würde nie zugeben, dass ihr im Leben jemand fehlt. Doch dass es ausgerechnet der autistische Gentry sein könnte, ist für sie unvorstellbar.
Als eine Entführung Zees Familie zerreißt, wendet sie sich in ihrer Hilflosigkeit an Gentry. Schließlich hat er den ritterlichen Eid abgelegt, Zee um jeden Preis zu beschützen.
Und so beginnt eine gefährliche Reise, die beide für immer verändern wird...

(Quelle: FESTA Verlag)

 

Meine Meinung


Wieder eine tolle Story mit besonderen Charakteren


Nachdem mit "All die Finsternis inmitten der Sterne" so unfassbar gut gefallen hat, konnte ich das zweite Buch der Autorin nicht allzu lang warten lassen. Bestellt und gelesen. 

Worauf war ich gespannt?
Ob die Autorin es wieder schafft eine fast nicht greifbare Liebesgeschichte zu erzählen, welche von erinnerungswerten Charakteren handelt.

Mit der weiblichen Figur Zee, eigentlich Zhorzha, treffen wir als Leser auf eine sehr starke, aber auch teils hilflos wirkende Person. Ihr familiärer Hintergrund ist alles andere als einfach. Nachdem ihr Vater erst im Gefängnis saß und später verstarb, drehte ihre Mutter durch. Zee und ihre Schwester lebten von da an in einem Messie-Haushalt, welcher Zee am Ende sogar zwang auf dem schmalen Flur zwischen der Wand und einem Schrank zu schlafen, weil ihre Mutter ihr eigenes Zimmer bis zur Decke mit Müll vollgestapelt hat.
Mit 16 beschließt Zee auszuziehen, wohnt und schläft mal da, mal dort.
Ein glückliches, erfülltes Leben sieht anders aus. 
Und dann dieser Unfall, der ihr seit dem vor allem physische Probleme bereitet.
Lediglich ein Gutes haben die elendigen Besuche bei der Physiotherapie, sie stößt auf Gentry.

Gentry ist ein paar Jahre älter als Zee und die beiden machten bereits durch die Nachbarschaft Bekanntschaft, allerdings würde Zee ihn im ersten Moment als Stalker bezeichnen. Gentry ist Autist und seine größte Leidenschaft sind mittelalterliche Schwertkämpfe. Gefühlt ist Genry in dieser Zeit zu Hause. 
Seine Auszeiten sucht er sich am Wochenende, fern ab der Stadt in den Wäldern.
Und das wohl auffälligste Merkmal ist, das Genry auch so spricht, wie zu Zeiten des Rittertums. Auf dem Parkplatz der Physiotherapie bleibt ihm somit gar nichts anderes übrig, als vor Zee auf die Knie zu gehen und sie mit Lady Zhorzha anzureden.

Anfänglich hätte ich es nie für möglich gehalten, aber die Autorin erschafft während des Schreibens wieder ein Band zwischen diesen zwei Figuren, welches wächst und wächst und irgendwann überhaupt nicht mehr wegzudenken ist. Dies noch einmal zu beobachten bzw. zu erfahren, ist wieder ein absolutes Highlight.

"Es fühlte sich gut an zu wissen, dass er da war.
Ich war allein, aber nicht allein."
(S. 178)

Und dann hätten wir noch das eigentliche Problem im Buch: Zee's Schwester LaReigne arbeitet ehrenamtlich im Gefängnis. Dort kam es zu einem Aufstand, zu einem Ausbruch und die zwei Flüchtigen haben LaReigne und ihre Kollegin als Geiseln genommen.
Zee ist mit der Arbeit der Polizei nicht zufrieden und fasst einen Plan.
Gentry, der ihr den ritterlichen Eid abgegeben hat, steht ihr zur Seite.
Mit diesem Plan schlägt die Stimmung im Buch um, wie auch bereits beim ersten Buch der Autorin verändern sich nicht nur die Emotionen im Buch, sondern auch die  Gefühle beim Leser. Der Spannungsbogen zieht abrupt an und der Plan scheint im Chaos zu enden.

Neben diesem Chaos muss sich Zee mit noch weiteren Problemen auseinandersetzten. Nach einer Hausdurchsuchung bei ihrer Mutter, steht deren ganzes Gerümpel im Vorgarten und auch um LaReignes kleinen Sohn Marcus muss Zee sich irgendwie nebenbei noch kümmern.
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Auch wenn der Spannungsbogen wieder ein absoluter Pluspunkt ist, bin ich dieses Mal mit dem Ende bzw. den ganzen Handlungsweisen am Ende nicht ganz glücklich.
Gentry bleibt mein Favorit in dieser Story. Zee's Verhalten konnte ich auf den letzten Seiten ab und zu nicht mehr ganz nachvollziehen bzw. ich hätte mir ein erwachseneres Verhalten von ihr erwünscht.


Mein Fazit


In der Inhaltsangabe wird eine provokante Liebesgeschichte versprochen.
Dieses Gedanken habe ich aber während des Lesens nur nebensächlich beachtet, muss ich eingestehen. Dieses Band zwischen den beiden Figuren hat die Autorin einfach sehr detailliert und langsam in die Geschichte eingeflochten, dass es sehr nah und glaubhaft rüberkam. Auch dieses Buch kann ich euch Lesern nur ans Herz legen.
Bryn Greenwood hat sich mit ihren zwei Romanen aus der FESTA Must Read Reihe in mein Herz geschlichen und ich warte sehnlichst auf Nachschub.
(leider konnte ich in der Verlagsvorschau für 2022 keinen entdecken)

Die Autorin

BRYN GREENWOOD ist die Tochter eines ehemaligen Drogendealers. Seit dem Abschluss ihres Studiums arbeitet sie in der Verwaltung einer Universität. Ihre Essays und Kurzgeschichten wurden u. a. in der New York Times veröffentlicht.
Mit ihrem kontroversen Roman ALL THE UGLY AND WONDERFUL THINGS erreichte Bryn die US-Bestsellerlisten. Sie lebt in Lawrence, Kansas.

© FESTA Verlag

Weitere Bücher der Autorin


3 Kommentare:

  1. Hallo Andrea,

    und schon ist es gelesen. :) Sehr schön, dass es dir gefallen hat. Was du mit der Herangehensweise am Ende meinst, ist mir nicht klar. Ich denke nach, was das gewesen sein könnte. Mir hat's auch zum Ende hin gefallen. Es ist alles sehr außergewöhnlich abgelaufen.

    Ich werde bestimmt das andere Buch der Autorin auch noch lesen und bin gespannt, wie das auf mich wirken wird.

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Juhu, ich denke es spoilert niemanden. Nach dem Plan konnte ich Zee's Verhalten nicht ganz nachempfinden, sie wirkte auf mich so gleichgültig, was um sie herum passiert war. Und darunter litt bei mir dann dieses besondere Band zwischen den beiden.

      Ich bin auch sehr gespannt, welche Story dir besser gefällt. Ich habe nun auf jeden Fall ein Adlerauge auf die FESTA Neuerscheinungen und hoffe, dass doch Ende 2022 noch ein neues Buch der Autorin auftaucht :P

      Hab noch einen schönen Abend,
      Andrea

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  2. Hi Andrea!

    Das klingt auch sehr interessant! Nur schade, dass es am Ende dann nicht so wirklich zufrieden stellend war...
    Ich konzentriere mich aber jetzt erstmal auf "All die Finsternis...", das noch auf meiner Wunschliste ausharrt und hoffentlich dieses Jahr gelesen wird :)

    Liebste Grüße, Aleshanee

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