Titel: Die Liebe in diesen Zeiten | Autor: Chris Cleave | Verlag: Dtv Verlag
Preis: 16,90€ (PB) | Seitenanzahl: 496 Seiten | ISBN: 978-3-423-26140-1
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Inhaltsangabe
Eine
große Liebesgeschichte in Zeiten des Krieges
Mary North ist jung, hübsch und aus guter Familie.
In ihrem ganzen Leben musste sie noch nichts Schwereres heben als ein
Cocktailglas. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs meldet sie sich impulsiv und
voller Enthusiasmus in London zur Truppenunterstützung. Sie wird allerdings
ganz unheroisch nur als Hilfslehrerin an einer Schule eingesetzt. Dabei lernt
sie Tom kennen, der bei der Schulbehörde arbeitet. Sie fühlen sich sofort
zueinander hingezogen... Aber ihre Verlobung begegnet größeren Hindernissen als
nur dem Widerstand von Marys Familie. Denn eines Tages kommt Toms Freund
Alistair, der sich freiwillig gemeldet hat, auf Heimaturlaub, und sein
Zusammentreffen mit Mary löst in ihnen beiden heftige, nie gekannte Gefühle
aus. Doch sie werden einander so bald nicht wiedersehen. Briefe sind ihre
einzige Möglichkeit, in Verbindung zu bleiben. Und bald überschattet das Drama
des Krieges alles andere. Mary und Alistair sehen sich Erfahrungen ausgesetzt,
die in ihrem Grauen fast unwirklich erscheinen. Wie lange werden sie noch
aneinander Halt finden können?
(Quelle: Dtv)
Meine Meinung
Ein fehlleitender Titel
Und es war gerade der Titel, der mich auf dieses
Buch aufmerksam gemacht hat. Ich lese unheimlich gerne Bücher, welche in der
Weltkriegszeit spielen und die Liebe stand in der damaligen Krisenzeit unter
keinem guten Stern.
Wie
viele Liebende konnten ihre Liebe nicht ausleben, weil die Männer an die Front
mussten?
Wie
viel Liebe zerfloss, weil es so schwer war in Kontakt zu bleiben?
Wie
viel Glück ist damals zerbrochen, weil der Mann nicht aus dem Krieg zurück kam?
Hinsichtlich der Liebe war der Zweite Weltkrieg
ein schlimmes Omen und ich war sehr gespannt, wie diese im Klappentext
hervorgerufene Dreieckskonstellation im Buch erzählt wird.
Der Einstieg ins Buch gelang mir sehr, woran auch
der sehr angenehme Schreibstil seinen Anteil hatte. Ich hatte sofort meinen
Sympathiecharakter in Alistair gefunden und mochte, wie der Autor den Beginn
des 2. Weltkrieges dem Leser näher brachte. Besonders erschreckend waren die
Annahmen der Menschen in Bezug auf die Dauer des Krieges. Es stimmte mich als
Leserin des Öfteren sehr traurig, wenn viele von 4 Wochen ausgingen und dann
voller Optimismus wieder ihr altes Leben aufnehmen wollten. Als Leser und mit
ein wenig Geschichtskenntnissen wird uns natürlich sofort klar, wie falsch die
Menschen damals lagen.
Des Weiteren konnte der Autor es sehr gut
darlegen, wie unterschiedlich die Menschen die Kriegssituation an sich damals
angenommen bzw. akzeptiert haben. Im Buch haben wir den Lehrer Tom, welcher
sich unsterblich in Mary verliebt und sich nichts Sehnlicheres wünscht, als ihr
den Hof zu machen und sie als Frau an seiner Seite zu wissen. Den Krieg mit
seinem Schrecken bekommt er nur am Rande mit. Sein bester Freund Alistair
hingegen meldet sich freiwillig und erfährt am eigenen Leib wie schrecklich die
Kriegssituation ist.
Schnell wird er geplagt von einer innerlichen
Taubheit. Dies zeigt Chris Cleave sehr gut auf, als Alistair seinen Freund Tom
und dessen Freundin Mary in London besucht. Alistair steht förmlich neben sich
und kann die recht ruhige Atmosphäre in London gar nicht richtig annehmen.
Und dann passier das, was der Titel des Buches
verspricht. Liebe!
Mary und Alistair spüren, dass da etwas ist. Aber
keiner wagt den Schritt, weder des Ansprechens, noch den Annäherns. Alistair
reist wieder ab, zurück an die Front und Mary bleibt zurück bei Tom.
Gesagt sei noch und das erfährt man erst in den
angefügten Worten des Autors, dass er in dem Buch in groben Zügen den Werdegang
seines Großvaters beschreibt, welcher als britischer Soldat auf Malta diente.
Die Zeit des 2. Weltkrieges auf dieser Insel war mir bisher total unbekannt und
ich freue mich, dass ich auch hier nun ein paar Bilder vor Augen habe.
Bis hierhin konnte ich bei dem Buch total
mitgehen, aber dann nahm der Autor einen anderen Weg ein, als ich erwartet
habe.
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Bei Büchern, welche sowohl ein Krisenproblem, als
auch eine emotionale Komponente mit sich bringen, erhoffe ich mir immer
wachsende Charaktere. Figuren, die anfänglich noch nicht wissen, wohin es gehen
soll. Unter diesen erschwerten Bedingungen aber einen Weg finden und diesen
dann auch mit neu gefundenen Charakterstärken gehen.
In diesem Buch enttäuschte mich vor allem der
weibliche Hauptcharakter Mary.
Mary wusste anfänglich nicht wohin ihre Gefühle
sie ziehen, als sie sich dann klar wurde, war es fast zu spät, so schien es.
Auch beruflich war sie eine wankelmütige Figur. Erst total enttäuscht über den
lapidaren Einsatz als Lehrerin, wollte sie auf einmal gar nicht mehr aufhören,
sich um die Kinder zu kümmern. Während der Kriegszeit meldete sie sich mit
einer Freundin beim Rettungsdienst, aber auch hier wurde sie von ihren
schwachen Eigenschaften übermannt.
Alistair, fast am anderen Ende der Welt, denkt an
Mary, aber von Liebe kann hier meiner Meinung nach keine Rede sein. Der Titel
führt glaub ich viele Leser in die Irre. Gerade die, welche auf der Suche nach
einer großen Lovestory sind. In diesem Buch nimmt das Kriegsgeschehen mit
seinen psychischen Folgen einen deutlich größeren Stellenwert ein, als die
Liebe an sich.
Neben dem Titel, hätte ich auch ein anderes Cover
gewünscht. Anhand der Trümmer im Hintergrund erahnt man, dass es auch um
Zerstörung geht, aber dieses Buch ist meiner Meinung nach deutlich düsterer,
als Titel und Cover, vor allem auch die Farbgestaltung es versprechen.
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Mit dem Ende konnte der Autor die Message des
Buches noch einmal ganz gut übermitteln. Für mich war es ein ruhiges und
zurückhaltendes Ende, aber es stellte sich mir die große und entscheidende
Frage:
IST LIEBE NACH ALL DIESEM ÜBERHAUPT MÖGLICH?
Ob auch andere Leser diese Mitteilung aus dem Ende
herauslesen, ist denk ich jedem selbst überlassen.
Mein
Fazit
Für mich ist es ein Roman, der viele interessante
Eindrücke zur Zeit des Zweiten Weltkriegs in London und auch Malta vermittelt.
Auf Grund meiner Kritik an Titel und Cover wird dieses Buch allerdings in
einigen falschen Händen landen, einfach weil viele Käufer eine große Lovestory
erwarten, welche für mich hier aber eher unterschwellig vorhanden ist. Leser,
die sich zurückversetzen lassen wollen in diese Zeit des Krieges, sollten keine
Angst vor vielen herzerweichenden Liebesszenen haben und zu dem Buch greifen.
Weitere Rezensionen zum Buch
Der Autor
Chris
Cleave hat u.a. als Kolumnist für den englischen
'Guardian' geschrieben, als Barmann und Hochseematrose gearbeitet,
Meeresnavigation unterrichtet und eine Internetfirma aufgezogen. Bereits sein
erster Roman 'Lieber Osama' wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, sein
zweiter, 'Little Bee', zu einem Weltbestseller. Er lebt mit seiner Familie in
London.
Weitere Bücher des Autors
Mein herzlichster Dank
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