Titel: Minnesota Winter - Eine Liebe in der Wildnis | Autorin: Elli H. Radinger
Verlag: Rütten & Loening | Seitenanzahl: 304 Seiten
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Inhaltsangabe
Der Aussteiger Greg Howard ist die Erfüllung ihres Traums vom Leben in der Einsamkeit mitten unter wilden Tieren. Kurz entschlossen bricht Elli Radinger alle Brücken zu ihrer Heimat ab und zieht an einen Ort, der auf keiner Landkarte verzeichnet ist, zu einem Mann, den sie kaum kennt. Sie lebt mit ihm in einer Blockhütte im Revier von Wölfen und Bären und stürzt sich in ein Abenteuer, das sie an ihre Grenzen bringt, körperlich und emotional. Was sie erlebt, übertrifft all ihre Erwartungen – und Befürchtungen. „Wie zieht man sich sexy an bei minus dreißig Grad? Die Verkäuferinnen, die ich in den einschlägigen Geschäften nach warmer Spitzenunterwäsche gefragt hatte, konnten nur die Schultern zucken. ‚Was denn? Warm oder sexy?’ Beides gab es wohl nicht.“
(Quelle: Aufbau Verlag)
Meine Meinung
Eine wahnsinnig mutige Aktion mit Folgen
Anfang 2024 bin ich in einem Roman auf das Thema Wölfe gestoßen.
Danach habe ich mich intensiv mit einem Sachbuch zu diesem Thema beschäftigt und dann fiel mir auf, dass ich ein weiteres Buch der Autorin in meinem Bücherregal stehen habe. "Minnesota Winter" stand hier wirklich schon einige Jahre und die Autorin Elli H. Radinger, ihre Begeisterung und ihr Expertenwissen zum Thema Wölfe war in diesem Jahr eine große Bereicherung für mich. Dies ist mein zweites ihrer Bücher gewesen, gerade eben habe ich Buch Nummer 3 der Autorin beendet. Also liegt die Autorin ungeschlagen auf meinem Platz 1 der "Meist gelesenen Autoren 2024".
Herzlichen Glückwunsch!
(sowohl an die Autorin, als auch an mich^^)
Dieser Roman, welcher sich schlussendlich als biografischer Roman entpuppte, war in der Vergangenheit ein reiner Cover- und Titelkauf. Ich liebe jedes Winterszenario auf Büchern, je schlichter und verlassener, umso besser.
Und mit jedem Buch, welches ich um eine verlassene Wildnis lese, entflammt eine immer größere Sehnsucht in mir.
Bei einem Vortrag in den USA lernt die deutsche Wolfexpertin Elli Radinger den Aussteiger Greg Howard kennen. Sie verguckt sich. Nimmt Kontakt zu ihm auf und spürt sofort das da etwas ist. Kurzentschlossen bucht sie ein Flugticket nach Minneapolis, packt ihre Sachen und weiß ihre Labradorhündin Lady bei ihren Eltern gut umsorgt.
Mit wenig Hab und Gut stürzt sie sich in eine Kennenlernphase am anderen Ende der Welt.
Greg lebt in einer Cabin in den Wäldern nahe der kanadischen Grenze.
Der nächste Nachbar im Osten ist 10 km und im Westen 15 km entfernt.
Vom Flughafen in Minneapolis, an dem sie sich zum ersten Mal wiedersehen, müssen sie vorerst vier Stunden Fahrt in den hohen Norden auf sich nehmen.
An einem Parkplatz angekommen, hieß es weitere 8 km zu Fuß, um Gregs Hütte und vielleicht Ellis zukünftiges Zuhause zu erreichen.
Diese ganzen Informationen habe ich in meine Rezension eingebaut, um euch Leser zu verdeutlichen, wohin es die Autorin gezogen hat. Ich fand es bis hierhin unheimlich interessant. Welche Anstrengungen im Folgenden allerdings auf Elli Radinger warteten, darauf waren wohl weder sie, noch ich als Leserin vorbereitet.
Aber die Autorin schildert unheimlich gut, wie es ist, im Nirgendwo zu leben bzw. zu überleben. Ein Leben ohne elektrischen Strom und fließendes Wasser.
Aber diese Abgeschiedenheit hat auch seine schönen Seiten.
Ich glaube jeder Mensch, der heutigen, modernen Welt, weiß, was damit gemeint ist.
Aber nicht jeder Mensch weiß diese raue, stille Landschaft zu verstehen und zu genießen.
"... und nahm die Welt um mich herum ganz bewusst wahr: die Cabin, die Kälte, die glasklare Luft, die Stille. Kein Verkehrslärm, keine Abgase, kein Radio." (S. 110)
Wer denkt, dass es sich hier um einen romantischen Roman in der Wildnis Minnesotas handelt, in dem die Autorin die Kennenlerngeschichte ihrer großen Liebe beschreibt, wird enttäuscht sein. Denn die Autorin und auch der Leser spürt sehr schnell, dass Greg ein eigensinniger Mensch ist, der sich an sein Leben allein gewöhnt hat und keine Abweichungen seiner Routinen duldet bzw. akzeptieren kann. Elli kommt sehr schnell an ihre emotionale Grenze.
"Wenn ich auf meinem Felsen saß oder mit Schneeschuhen durch den Wald stapfte, fielen alle Sorgen und Ängste von mir ab, und ich wurde ruhig. Die Wildnis gab mir Kraft und führte mich zurück zu mir selbst." (S. 89f.)
Und an dieser Stelle möchte ich gleich auf den Punkt kommen, der mir etwas negativ aufgestoßen ist. Als Leserin hatte ich Greg sehr schnell als unsympathisch abgestempelt. Ich dachte mir sehr früh: Elli lauf, lauf weg.
Suche dir eine eigene Cabin und genieße diese Umgebung.
Die Autorin allerdings bleibt und schenkt der Liebe Zeit.
Trotz einiger Rückflüge nach Deutschland, kehrt sie immer wieder zurück.
Ich kann es nicht naiv nennen, sondern habe mich für meine Rezension für das Wort geblendet entschieden. Elli Radinger war geblendet von ihren Gefühlen für diesen Mann und mit Sicherheit auch von ihrer Sehnsucht nach der Wildnis, die ihr dieser Mann bieten konnte.
"Deutschland bedeutete: Beständigkeit, Fürsorge, Sicherheit. Minnesota: Abenteuer, Leidenschaft, Wildnis."
(S. 215)
Als Leser spürt man, dass diese ganzen Geschehnisse, Diskussionen und nicht offen angesprochenen Themen der Frau nicht gut tun. Greg kann sie mit kleinen Gesten und viel Sex immer wieder um den Finger wickeln, so dass diese ganze Beziehung am Ende mehr als toxisch wirkte.
Dieses Thema flaute meine Leselaune zwischenzeitlich immer wieder etwas ab. Ich hatte mit jeder Zeile nur noch die Hoffnung, dass sie den Absprung schafft.
Umso mehr habe ich die Szenen genossen, in denen Elli allein unterwegs war. Ob mit Schneeschuhen durch den Wald, oder mit dem Kanu auf dem See, um frisches Trinkwasser zu besorgen oder auf ihrem geliebten Felsen.
Als Wolfsexpertin in einem Wolfsgebiet wäre es natürlich unheimlich schade gewesen, wenn diese wunderschönen Tiere keinen Stellenwert im Buch hätten. Es ist kein großer, aber er ist da.
"Wenn ich Glück hatte heulten die Wölfe und erinnerten mich daran, warum ich hierhergekommen war." (S. 149)
Ob die Autorin schlussendlich bei ihm geblieben ist oder ob sie sich losgerissen habt, sei an dieser Stelle nicht verraten.
Fazit
Ein Roman mit Höhen und Tiefen. Aber die Autorin beschreibt eigene Erlebnisse und die haben wir als Leser zu akzeptieren. Den Schreibstil mochte ich sehr gern, hatte ich ja bisher lediglich ein Sachbuch der Autorin gelesen.
Ich kann abschließend sagen, ich habe die Zeit im hohen Norden von Minnesota und vor allem die Zeit im Winter unheimlich genossen.
Danke für diese Einblicke und Schilderungen.
Die Autorin
Elli H. Radinger, Jahrgang 1951, gab vor dreißig Jahren ihren Beruf als Rechtsanwältin auf, um sich ganz dem Schreiben und ihrer Leidenschaft, den Wölfen, zu widmen. Heute ist sie Deutschlands renommierteste Wolfsexpertin und gibt ihr Wissen in Büchern, Seminaren und Vorträgen weiter. Seit einem Vierteljahrhundert verbringt sie einen Großteil des Jahres im amerikanischen Yellowstone-Nationalpark in Wyoming, um wilde Wölfe zu beobachten. Elli H. Radinger lebt mit ihrer Hündin in Wetzlar, Hessen.
Hallo liebe Andrea,
AntwortenLöscheneigentlich fallen Sachbücher so gar nicht in mein bevorzugtes Genre. Aber ich muss sagen ... mit dieser Rezension hast du mich gekriegt :o) Du arbeitest in deinem Beitrag sehr gut die Stimmung des Buches heraus und zeigst damit, was man an der Erzählung mögen (oder eben vielleicht auch nicht mögen > z.B. die Art der Beziehung der beiden Figuren - könnte). Ich danke dir für diesen wirklich informativen Einblick.
Das Buch spricht mich gerade sehr an.
Liebe Grüße
Tanja
Hallo Tanja,
Löschenich empfand eher ihr Buch "Die Weisheit der Wölfe" als Sachbuch. Hier kannst du dich wirklich auf einen Roman einstellen, der auf biografische Erzählungen beruht.
Es ist ein ruhiger Roman, der dennoch so viel aussagt und mitgibt.
Ich finde genau das richtige für diese Jahreszeit ❄️
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag,
Andrea