Freitag, 13. Mai 2022

[REZENSION] Buchenwald- Bestien: Karl & Ilse Koch | Geschichte | Biografie

Titel: Buchenwald- Bestien: Karl & Ilse Koch | Autor: Flint Whitlock
Verlag: belleville | Seitenanzahl: 376 Seiten 
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Inhaltsangabe

Buchenwald- Bestien wirft ein grelles Licht auf ein besonders dunkles Kapitel der NS- Geschichte. Es erzählt das Leben des Ehepaars Koch, des von den Nazis wegen seines Organisationstalents und seiner Gnadenlosigkeit lange Zeit als >>Vorzeige-KZ-Kommandant<< geltenden Karl Koch und dessen Frau Ilse, der >>Kommandeuse<<, die in den Nachkriegsjahren als >>rothaarige, grünäugige Hexe von Buchenwlad<< durch die Presse geisterte.

(Quelle: Amazon)

 

Meine Meinung


Viele Informationen und Bildmaterial

Der Titel "Die Hexe von Buchenwald" ist wohl jedem schon mal zu Ohren gekommen.
Hätte man mich allerdings nach Karl und Ilse Koch gefragt, hätte ich diese nirgendwo einordnen können. Nach dem Lesen dieses Buches, bin ich um einiges Wissen reicher.
Zu dem gibt dieses Buch viele Einblicke in die Entstehung und das Leben im Konzentrationslager Buchenwald. Auch dazu lag mein Wissen bisher im Argen.
Ich hätte es vor dem Buch nicht mal einem Bundesland zuordnen können.
Nun weiß ich, dass wir uns in diesem Buch in Thüringen befinden, nur unweit von Weimar entfernt.

Dieses Buch beinhaltet insgesamt zwanzig Kapitel, die relativ kurz und dennoch informativ gehalten sind. Zeitlich beginnt das Buch zur Machtergreifung Hitlers einzusetzen und endet im Jahr 1967, noch weit nach den Buchenwald- Prozessen.

Hauptaugenmerk in diesem Buch wird natürlich auf das Ehepaar Koch gelegt.
Hier eine kurze Personenbeschreibung der beiden.

"...brauchte einen harten und rücksichtslosen Mann, der den Bau des neuen Lagers überwachen und diesem dann als Kommandeur vorstehen würde; einen Mann, der menschlichem Leid gegenüber unempfindlich war, Elend gegenüber blind und taub gegenüber alle Schreie nach Erbarmen. Ein Mann stach heraus: Karl Otto Koch." (S. 47)

"Sie war nicht der Typ, der leicht Freundschaften schloss. Nach übereinstimmenden Berichten war sie eitel, grausam, gefühllos, sadistisch, dekadent und machthungrig - und dies alles vielleicht noch mehr als ihr Gatte." (S. 82)

Diese zwei Abschnitt sagen meiner Meinung nach viel aus. 
Der Autor hält diesen Eindruck auch über das gesamte Buch aufrecht und bindet dann verschiedene geschichtliche und politische Themen mit in das Buch ein.
Auch das Lager wird komplett erklärt, der Alltag beschrieben und dem Leser durch eine Vielzahl von Fotos vor Augen geführt.

Für mich war beim Lesen Ilse Koch interessanter, als ihr Gatte.
Vielleicht auch gerade wegen ihrem Beinamen.
Ein Thema, welches immer wieder mit ihr in Verbindung gesetzt wird, ist ihre Sammlung von tätowierter Menschenhaut der KZ- Häftlinge. Ob dies nun stimmt, da bin ich mir nach dem Lesen immer noch nicht einig. Zeugenaussagen bzw. Berichten von Überlebenden zu Folge ja. Die angesprochenen Lampenschirme á la Ed Gein sind jedoch niemals aufgetaucht. Es bleibt ein Rätsel.

Gerade aufgrund des vielen Bildmaterials und der eingefügten Aussagen verschiedener Überlebender, zeigt ich, welch intensive Recherchearbeit der Autor betrieben hat.
Auch die Einblicke in die Buchenwaldprozesse, den dort Angeklagten usw. haben mir sehr gefallen.

Da ich weiterhin sehr gern über diese Zeit lese, sind es immer wieder Personen, die mir neu ins Auge stechen und über die ich gern mehr lesen würde.
Was bei der Suche immer wieder auffällt, ist, dass über diese Deutschen ganz selten deutsche Bücher geschrieben wurde. Eine Vielzahl beruft sich auf englische Werke.
Namen, die ich mir notiert habe:
Martin Sommer (auch als "Henker von Buchenwald" berüchtigt),
Dr. Erwin Ding- Schuler (Lagerarzt),
Herrmann Hackmann (Adjutant von Koch),
Irma Grese (KZ- Aufseherin, allerdings nicht in Buchenwald)

Am Ende überrascht der Autor noch mit einer guten Bibliographie, einer Zeittafel, einem Personenindex und mit dem Kapitel "Buchenwald heute". 
Finde ich nach diesem Buch sehr spannend und könnte mir einen Besuch der Gedenkstätte sehr gut vorstellen.

Am Ende kann ich sagen, dieses Buch brachte mir einiges Neues.
Wusstet ihr, dass lediglich im Lager Ausschwitz die Häftlingsnummern tätowiert wurden?
In den anderen Lagern gab es ein ganz anderes Zuordnungssystem.
Auch hätte ich niemals gedacht, wie groß solch ein Lager war bzw. wie viel größer einige Lager eigentlich geplant waren. Und auch wie viele Konzentrationslager es insgesamt gab. Beim Lesen sind mir selbst nur fünf ins Gedächtnis gekommen.
(Zu diesem Thema wartet in diesem Jahr noch ein dicker Brummer aus der #22für2022- Challenge auf mich: --> zum Buch)

Von weiterem Bildmaterial in meiner Rezension sehe ich an dieser Stelle ab.
Das ist dem Leser vorbehalten.

Mein Fazit

Ein Buch, welches wirklich eine Unzahl von neuen Informationen gibt.
Ein absoluter Pluspunkt waren vor allem die kurzen Kapitel und das Bildmaterial.
Ein kleiner Bewertungsabzug, weil mich nicht alle Kapitel gleich unterhalten konnten.
Gerade sehr politische Kapitel oder auch die ausführlichen Beschreibungen der amerikanischen Befreiung des Lagers ließen sich deutlich schleppender lesen.

Der Autor

Flint Whitlock hat Archive gesichtet, die Prozessakten studiert, mit Zeitzeugen gesprochen und in jahrelanger Forschungsarbeit versucht, die historische Wahrheit von den Legenden zu trennen. Das so entstandene Buch wirft ein neues Licht auf ein besonders dunkles Kapitel der NS-Geschichte, erzählt vom Leben des Ehepaars Karl und Ilse Koch und beschreibt das größere Umfeld der Konzentrationslager, in dem sie - als Kommandant und "Kommandeuse", real oder als Mediengespinst - Karriere machten. Illustriert mit mehr als 100 Fotos.

2 Kommentare:

  1. Servus Andrea,
    ich muss sagen, dass ich alleine bei der Beschreibung von Ilse und Karl Koch Gänsehaut bekomme, obwohl ich so viel in diese Richtung lese. Richtig abartig! Wahrscheinlich wären sie ohne dem Holocaust in anderer Weise Mörder geworden...
    Auf jeden Fall wieder ein sehr interessantes Buch!
    Liebe Grüße
    Martina

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    Antworten
    1. Hallo Martina,
      ich bin auch immer wieder überrascht, dass mich noch Bücher schocken können, obwohl ich auch in diese Richtung schon so viel gelesen habe. Durch dieses Buch bin ich wieder auf einige andere Bücher aufmerksam geworden und ich denke, das wird nie ein Ende haben, dass man Gänsehaut bekommt.

      Ganz liebe Grüße zurück,
      Andrea

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