Dienstag, 17. Mai 2022

[REZENSION] Mano - Der Junge, der nicht wusste, wo er war | Deutsche Geschichte

 

Titel: Mano - Der Junge, der nicht wusste, wo er war
Autorin: Anja Tuckermann | Verlag: dtv Reihe Hanser
Seitenanzahl: 352 Seiten 
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Inhaltsangabe

Er war im KZ, wurde auf den Todesmarsch geschickt und hat überlebt. Befreite französische Soldaten nehmen sich des Elfjährigen an und bringen ihn nach Frankreich. Sie meinen es gut, als sie ihm einschärfen, er dürfe sich nicht als Deutscher zu erkennen geben und niemandem seinen Namen sagen. Auf die Deutschen sei man in Frankreich nicht gut zu sprechen. Diese Warnung vergisst er nicht, auch nicht, als er mit Menschen zu tun bekommt, die ihm helfen wollen. Unter seinem richtigen Namen aber suchen ihn inzwischen seine Eltern. Auch sie haben überlebt. Und sie werden ihn am Ende finden, denn da gibt es etwas, was ihn identifiziert: die Häftlingsnummer auf dem Unterarm.

(Quelle: dtv)

 

Meine Meinung


Eine wahre Geschichte, die mit Sicherheit kein Einzelfall war

Dieses Buch habe ich in der Verlagsvorschau gesehen und der Titel sprach mich sofort an.
Nach dem Lesen der Inhaltsangabe stand dann sehr schnell fest, dass ich dieses Buch lesen möchte.

Die Lebensgeschichte von dem elfjährigen Mano konnte mir auf den ersten Seiten noch nicht in vollem Maße vor Augen führen, welche Folgen diese anfängliche Szene mit sich bringt, als Mano, mit seinen Kräften am Ende, auf einen Karren französischer Soldaten gehoben wird und sich Stück für Stück dem fremden Frankreich nähert.

Der Junge war elf Jahre alt und hatte bereits drei Konzentrationslager und den Todesmarsch hinter sich. Ich glaube niemand kann diese Erlebnisse nachempfinden, weder physisch, noch psychisch. Zwischenzeitlich fragte ich mich immer wieder, dass Mano doch nicht so unwissend sein kann. Aber ich vergaß die Kriegswirren, sein Alter, die fehlende schulische Bildung aufgrund des Krieges und und und. 

In Frankreich angekommen, befand sich Mano in der Obhut von Élise, welche ihn am Bahnhof dann allerdings zurückließ und an andere Frauen übergab, welche die Rückkehrer im Empfang nahmen. Da war Joséphine Fouquet, welche mit ihrer Familie eine große Bedeutung in Mano's Leben bekommen wird, die den kleinen Junge mit zu sich nach Hause nahm. Zur damaligen Zeit, in beengten Wohnverhältnissen und ohne Lebensmittelkarten war dies jedoch keine Lösung auf lange Sicht.

Dieser eine Punkt, das Mano unter anderem von Élise eingeschärft bekommen hat, dass er sich nur nicht als Deutscher bezeichnen soll, erschwert das Kennenlernen mit der Familie Fouquet erheblich. Mano spricht kaum, kann weder seine Herkunft, noch seinen Namen nennen. Als Ursache wird sehr schnell eine Art Gedächtnisverlust angenommen.
Er wurde Mano genannt und sowohl seine Eltern, als auch seine kleine Schwester hat er zuletzt in einem Lager gesehen. Dort befanden sich seine Familienangehörigen auf den Weg in die Gaskammer. Mehr Informationen sind sehr schwer aus dem kleinen Jungen heraus zubekommen. 

"Kein Kind benahm sich wie der Junge, der sich abseits hielt, als ginge ihn nichts etwas an, der sich nicht freute. Kein anderes Kind war so eigenartig wie der Junge, der nur immer vor sich hin schaute, vollkommen desinteressiert, wenn andere Kinder lachten." (S. 74)

Diese Informationen zum Inhalt des Buches stellen lediglich die Ausgangssituation dar.
Von da an ist Mano's Reise noch lang nicht vorbei.
Er ist vermisst seine Familie und will nur Sicherheit verspüren, aber auch diese wird ihm nie ganz entgegengebracht. Er wird sehr oft weitergereicht: andere Menschen, Einrichtungen und immer wieder diese Flashbacks zu den Orten und Erlebnissen, welche er in so jungen Jahren machen musste.
Man bekommt als Leser also auch immer wieder kurze Abschnitte aus Mano's Sicht zu lesen, welche in einer stichpunktartigen und kindlichen Schreibweise im Buch dargestellt werden.

"Warum bin ich schon wieder wo ich nicht sein will?" (S. 210)

Sowohl am Anfang, wie auch am Ende des Buches befinden sich Fotografien, welche Mano's Lebensstationen in Bildern darstellen. Für mich machte es erst nach dem Lesen des Buches Sinn, diese mit dem jeweiligen Vermerk, wer bzw. was auf dem Bild zu sehen ist, anzuschauen. Dann kennt man als Leser die gesamte Geschichte und hat eine Geschichte zu den Orten und Menschen auf den Fotos.


Mein Fazit


Eine wahre Geschichte um den Jungen Mano, welcher nicht nur eine schreckliche Station in seinem Leben zu verzeichnen hat. Es ist fast ein Wunder, wie sich diese Junge dennoch durchs Leben gekämpft hat und am Ende belohnt wurde.
Die Geschichte vom Jungen, der nicht wusste, wo er war, ist eine klare Leseempfehlung, welche aufzeigt, wie es einigen Kindern ergangen sein mag, welche in Lagern o.ä. von ihrer Familie getrennt wurden ist und welche schreckliche Folgen es haben kann, wenn man sich nicht als Deutscher bezeichnen darf.

Die Autorin

Anja Tuckermann, 1961 geboren, lebt als freie Schriftstellerin und Journalistin in Berlin und schreibt Romane Theaterstücke und Libretti sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene. Für ›Denk nicht, wir bleiben hier – Die Lebensgeschichte des Sinto Hugo Höllenreiner‹ wurde sie mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.
© dtv

Weitere Bücher der Autorin

Mein herzlichster Dank für die Bereitstellung des Leseexemplares gilt







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