Mittwoch, 14. Dezember 2016

[Rezension] Das Geheimnis der Pianistin

Titel: Das Geheimnis der Pianistin | Autor: Kurt Palka | Verlag: Bastei Lübbe Verlag 
Preis: 10,00€ (TB) | Seitenanzahl: 271 Seiten 
ISBN: 978-3-404-17458-4
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Inhaltsangabe
Kanada in den Dreißigerjahren: Hélène Giroux ist Französin, eine begnadete Musikerin und stammt aus einer Familie von Klavierbauern. Mehr wissen die Bewohner des Örtchens Saint Homais nicht über die neue Pianistin und Chorleiterin ihrer Gemeinde. Bis die Polizei auftaucht und Hélène wegen Mordverdachts unter Hausarrest stellt. Bald kursieren die wildesten Gerüchte über sie. Doch die abenteuerliche Lebensgeschichte, die schließlich ans Licht kommt, übertrifft jegliche Vorstellung…
(Quelle: Bastei Lübbe)


Meine Meinung

Leben mit einem Geheimnis


Für mich brauchte der Klappentext zunächst nur das Wort Geheimnis und ich wollte es lesen. Hinzu kam, dass ich mich bisher selten in Kanada aufgehalten habe, dieses Land und seine Menschen jedoch sehr interessant finde.

Hélène Giroux lernen wir gleich zu Beginn kennen, als sie aus der Großstadt Montreal in die kleine Ortschaft Saint Homais flüchtet, um ein neues Leben zu beginnen. Hélène als Frau erscheint anfänglich sehr selbstbewusst willensstark. All diese Eigenschaften benötigt man allerdings auch, wenn man sich in ihrer Situation befindet. Der Klappentext verriet bereits, dass sie im späteren Geschehen unter Mordverdacht gestellt wird. Während des Lesens hatte ich immer ein offenes Auge für den Punkt, wer dieser jemand hätte sein können, den sie getötet haben soll. In der Hinsicht schafft es Kurt Palka allerdings, den Leser im Dunklen tappen zu lassen. Sehr zum Vorteil, denn wenn es in einem Buch um ein Geheimnis geht, sollte dies doch bis zuletzt unentdeckt bleiben oder?

In dem Örtchen Saint Homais lernt Hélène sehr schnell neue Leute kennen, die sie freundlich willkommen heißen und ihr tatkräftig unter die Arme greifen einen Neuanfang zu starten. Dank ihres Talents Klavier spielen zu können, findet sie sehr schnell eine Beschäftigung und eine Unterkunft in der ortsansässigen Kirche.
Den Ursprung der Thematik Klavier nimmt der Autor allerdings nicht im Erzählstrang der Gegenwart, sondern in der Vergangenheit. Hier lernen wir die Protagonistin in jungen Jahren kennen. Gekennzeichnet durch eine gewisse Neugier und einen lebendigen Charakter erfährt man als Leser, welchen Bezug sie zum Klavierspielen hat. Ihre Familie besaß eine Fabrik, welche Klaviere herstellte. Hier konnte der Autor uns das Thema wirklich sehr nahe bringen. Die kleinsten Herstellungswege und die Liebe für das Detail konnten mich als Leserin wirklich in einen Bann ziehen. Wenn man bedenkt, zu welcher Zeit dieses Buch spielt, weiß man, dass es hier noch um echtes Handwerk geht.

In der Vergangenheit begleiten wir Hélène durch verschiedene Lebensabschnitte, welche auch neue Bekanntschaften, Liebschaften und Weltgeschehen, wie den zweiten Weltkrieg mit sich bringen.
Für mich war die Vergangenheit in diesem Buch der lebendige Teil. In der Gegenwart spürt man förmlich, wie der Autor um das Geheimnis herumschleicht. Die Stimmung steht hier im Vordergrund, daher sind meiner Meinung nach auch die Charaktere eher blass dargestellt.

Der Autor hat das Buch in drei Abschnitte eingegliedert und als Leser spürt man merklich die Veränderungen. Der erste Teil war sehr schön zu lesen und entführt einen wahrlich in die Geschichte. Teil 2 gibt uns viele Hintergrundinformationen und schneidet sehr viele Themen an und im dritten Teil wagt sich Kurt Palka mit vorsichtigen Schritten an die Gegebenheiten, welche Hélène aus ihrem alten Leben gerissen haben. Das große Geheimnis geht einerseits in Richtung Abenteuer, andererseits spricht es ein Thema an, welches in Hinsicht der Moralvorstellung sehr interessant ist. Die Idee, die der Autor hierfür verwendet, fand ich sehr gelungen.

Nachdem man mitfühlen kann, wieso es diese Wandlung in Hélènes Charakterzügen gibt, wird der Leser am Ende dazu motiviert, sich selbst in die Lage des Hauptcharakters hineinzuversetzen.
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Anfänglich hätte ich mir eine offensichtlichere Trennung der beiden Zeitebenen gewünscht, damit es am Anfang erst gar nicht zu kurzen Orientierungsproblemen kommt.


Ich hätte mir tatsächlich noch ein wenig mehr Detailliebe in Hinsicht auf die Ortschaft Saint Homais und auf die Charaktere gewünscht.

In diesem Buch galt es ein Geheimnis aufzudecken und jeder Leser arbeitet sich aus diesem Grund im Buch voran. Hat ein Buch dann noch einige Themen, die es nebenher behandelt, ist dies meist fördernd und auch bereichernd. Hier wurden allerdings neben den Themen Klavier und 2. Weltkrieg noch so einige andere Themen angeschnitten, die das Buch nicht unbedingt gebraucht hätte. Ich wurde dadurch immer wieder für einen kurzen Moment aus der eigentlichen Geschichte herausgerissen.


Mein Fazit
Ein Roman, der den Leser in eine besondere Atmosphäre versetzt und ihn mit sich zieht, um das Geheimnis zu erfahren. Ein etwas anderer, aber letztendlich sehr guter Schreibstil in Kombination mit einer Thematik am Ende, welche mich als Leser noch einige Tage beschäftigt hat, macht dieses Buch in meinen Augen lesenswert.
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Der Autor
Kurt Palka ist in Österreich geboren und aufgewachsen. In Kenia und Tansania hat er für den African Mirror geschrieben und Naturdokumentationen gedreht. Heute lebt Kurt Palka in der Nähe von Toronto in Kanada. Dort arbeitet er als Journalist für mehrere kanadische und amerikanische Zeitungen sowie als Drehbuch- und Romanautor. Das Geheimnis der Pianistin ist Palkas erster Roman, der auf Deutsch erscheint.
© Bastei Lübbe

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