
Inhaltsangabe
Meine Meinung
Eine stille, eindringliche Geschichte über Verantwortung, Verlust und die kleinen Momente, die uns retten
Was mich besonders bewegt hat, ist die Art und Weise, wie Wahl diese Schwesterbeziehung erzählt: vorsichtig, zärtlich, manchmal rau, aber immer voller Liebe. Ida ist nicht nur eine Nebenfigur, sondern ein Fixpunkt – jemand, der Tilda erdet, ihr Mut macht und doch selbst viel zu viel erlebt hat.
Und dann gibt es noch Vince, der etwas in Tilda berührt, das sie fast verloren glaubte: Hoffnung. Er ist kein klassischer „Retter“, sondern einfach ein Mensch, der zuhört, der da ist und Tilda zeigt, dass Nähe möglich ist. Diese Begegnungen wirken nicht kitschig, sondern überraschend authentisch.
Besonders eindrucksvoll sind die Szenen im Schwimmbad. Tilda schwimmt jeden Abend ihre 22 Bahnen – ein Ritual, das weniger Sport als Überleben ist. Das Wasser wird zu einem Ort, an dem sie atmen kann, an dem all der Lärm in ihrem Kopf für einen Moment verstummt. Caroline Wahl beschreibt diese Momente so atmosphärisch, dass man das Chlor fast riechen und die Stille unter der Wasseroberfläche spüren kann.
Der Stil der Autorin ist klar, direkt und manchmal schmerzhaft ehrlich. Caroline Wahl verzichtet auf große Dramen und zeigt stattdessen die Realität vieler junger Menschen, die zwischen familiärer Verantwortung, sozialer Unsichtbarkeit und Zukunftsängsten leben. Gerade diese Zurückhaltung ist die Stärke des Buches.
Besonders hervorheben möchte ich die Hörbuchsprecherin Carolin Haupt. Sie trifft Tildas Ton unglaublich gut – ruhig, klar und mit genau der richtigen Mischung aus Stärke und Verletzlichkeit. Ihre Stimme transportiert die Schwere der familiären Situation ebenso authentisch wie die zarten, hoffnungsvollen Momente. Durch ihre einfühlsame Interpretation wirken die Figuren noch näher und lebendiger. Das Hörbuch gewinnt dadurch eine zusätzliche emotionale Tiefe, die die Geschichte perfekt ergänzt.
Fazit
22 Bahnen ein Roman, der nachhallt. Er zeigt, wie zerbrechlich wir manchmal sind – und wie stark zugleich. Wie schwer es ist, sich selbst nicht aufzugeben. Und wie wichtig die Menschen sind, die uns sehen, wenn wir uns selbst kaum noch erkennen.
Die Autorin


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