Montag, 29. Dezember 2025

[HÖREINDRUCK] Der gefrorene Fluss | Historischer Roman

Titel: Der gefrorene Fluss | Autorin: Ariel Lawhon
Verlag: Hörbuch Hamburg | Hördauer: 15 Stunden und 33 Minuten
Kaufen: E-Book HC / HB
Gelesen von: Sandrine Mittelstädt


Inhaltsangabe

Ein fesselnder historischer Krimi von der New-York-Times-Bestsellerautorin Ariel Lawhon

Dieser historische Krimi ist inspiriert vom Leben und Tagebuch der Martha Ballard, einer berühmten Hebamme aus dem 18. Jahrhundert, die sich dem bestehenden Rechtssystem widersetzte und so in die amerikanische Geschichte einging.

Maine, 1789: Als der Kennebec River zufriert und die Leiche eines toten Mannes im Eis sichtbar wird, soll Martha Ballard den Leichnam untersuchen und die Todesursache feststellen. Als Hebamme und Heilerin ist sie in vieles eingeweiht, was sich hinter verschlossenen Türen in der Kleinstadt Hallowell abspielt. Ihr Tagebuch ist eine Aufzeichnung aller Geburten und Todesfälle, Verbrechen und Debakeln, die sich in der engen Gemeinschaft ereignen. Monate zuvor dokumentierte Martha die Einzelheiten einer angeblichen Vergewaltigung, die von zwei der angesehensten Herren der Stadt begangen wurde – einer von ihnen wurde nun tot im Eis aufgefunden. So ist Martha sich sicher, dass sie es hier mit einem Mord zu tun hat. Doch ein örtlicher Arzt widerlegt ihre Schlussfolgerung und erklärt den Tod für einen Unfall. Martha ist entschlossen, den schockierenden Mord auf eigene Faust zu untersuchen.
(Quelle: Amazon)

Meine Meinung



Unter dem Eis liegt die Wahrheit


Lange habe ich hin und her überlegt, ob ich zu dieser wunderschönen Hardcoverausgabe greife, die sich seit letztes Jahr Weihnachten in meinem Regal befindet oder ob ich diese Geschichte auf den Ohren genieße. Irgendwann fiel die Entscheidung aus Zeitgründen.

Der gefrorene Fluss von Ariel Lawhon habe ich letztendlich als Hörbuch erlebt – und genau diese Form hat die Geschichte für mich besonders intensiv gemacht. Von Beginn an hat mich die ruhige, dichte Atmosphäre eingefangen, die sich wie ein leiser, aber stetiger Strom entfaltet. Die Handlung führt in den eisigen Winter des Jahres 1789 ins heutige Maine, und während ich zuhörte, hatte ich oft das Gefühl, selbst durch diese Kälte zu wandern, das Knacken des Eises zu hören und Teil dieser kleinen, abgeschlossenen Gemeinschaft zu sein.

Im Zentrum steht Martha Ballard, eine Hebamme, deren Bedeutung für das Leben der Menschen groß ist, auch wenn ihr als Frau nur wenig Anerkennung entgegengebracht wird. Gerade im Hörbuch entfaltet ihre Figur eine besondere Präsenz: durch ihre Beobachtungen, ihre Gedanken und ihre ruhige Entschlossenheit. Als im zugefrorenen Fluss eine Leiche gefunden wird, gerät Martha zunehmend in einen Konflikt, der weit über einen einzelnen Todesfall hinausgeht. Es geht um Macht, Gewalt, Wahrheit – und darum, wessen Stimme gehört wird. Mich hat beeindruckt, wie unaufgeregt und zugleich standhaft Martha ihren Weg geht, ohne je zur überzeichneten Heldin zu werden.

Die Erzählweise ist insgesamt ruhig und detailreich, was im Hörbuch besonders gut zur Geltung kommt. Alltägliche Szenen, Gespräche, Geburten und Beobachtungen nehmen viel Raum ein und verleihen der Geschichte Tiefe und Glaubwürdigkeit. Ich habe das Tempo dabei als angenehm empfunden, fast entschleunigend – ein Stil, der es erlaubt, ganz in die Zeit und die Lebenswelt der Figuren einzutauchen. Die winterliche Kulisse, die Enge der Gemeinschaft und die unterschwelligen Spannungen werden durch die kontinuierliche Erzählung sehr plastisch vermittelt.

Thematisch hat mich Der gefrorene Fluss stark berührt. Die Rolle der Frau, gesellschaftliche Ungleichheit, das Verschweigen von Gewalt und der Mut, gegen Widerstände für die Wahrheit einzustehen, ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Obwohl die Handlung historisch verankert ist, wirkten viele Aspekte überraschend aktuell. Gerade beim Hören wurde mir bewusst, wie zeitlos diese Fragen sind – und wie leise, aber eindringlich Ariel Lawhon sie verhandelt.
Die Sprecherin Sandrine Mittelstädt hat für mich übrigens perfekt zur Geschichte gepasst.

Nicht das Ende der Geschichte, sondern das Ende des Buches waren hier nochmal so eine Art i-Tüpfelchen. Die Autorin geht nochmal vereinzelt auf einige Dinge im Buch ein. Zum Beispiel erfahren wir, dass sie die Figur Martha Ballard in ihrem Roman so dargestellt hat, wie es für sie in die Geschichte passte. In einer existierenden Biografie soll Martha Ballard etwas anders beschrieben worden sein. Auch zeitliche Geschehnisse, die aus dem Tagebuch der Hebamme entnommen wurden, hat die Autorin an die Geschichte angepasst. Dieser Mix aus recherchierten, historischen Fakten und Fiktion gefällt mir sehr. Es ist ein Können, so mit einer Geschichte arbeiten zu können.

Ich habe bereits vor vielen, vielen Jahren ein anderes Buch der Autorin gelesen (Flug der Träume) und bin nun umso überraschter, dass nach so langer Zeit einige neue Romane der Autorin auf dem Markt zu ergattern sind. Denn Ariel Lawhon hat mich vor allem mit ihrem Nachwort sehr neugierig auf ihre anderen Bücher gemacht.


Fazit

Dieses Hörbuch ist keine schnelle Unterhaltung für nebenbei, sondern verlangt Aufmerksamkeit und Hingabe. Wer sich darauf einlässt, wird jedoch mit einer intensiven, atmosphärischen Geschichte belohnt, die lange nachwirkt. Für mich war Der gefrorene Fluss ein eindrucksvolles Hörerlebnis: ruhig, klug, emotional und getragen von einer außergewöhnlichen Frauenfigur. Ein historischer Roman, der nicht laut sein muss, um nachhaltig Eindruck zu hinterlassen.
Weitere Rezensionen zum Buch

Die Autorin

Ariel Lawhon ist Autorin und Mitbegründerin des Online-Buchclubs SheReads.org. Sie lebt mit ihrem Ehemann, ihren vier Söhnen und einer schwarzen Labradorhündin in der Nähe von Nashville, Tennessee. "Flug der Träume" ist ihr zweiter Roman.
© Kristee Mays Photgraphy

Weitere Bücher der Autorin, die mich neugierig machen

Code Helène werde ich bestimmt recht zeitnah lesen oder hören.
Und umso trauriger bin, dass auch nach über sieben Jahren I was Anastasia noch nicht übersetzt wurde.

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