Donnerstag, 21. Juli 2022

[REZENSION] Schwalbenwinter | Roman | Familiensaga

Titel: Schwalbenwinter | Autor: Klaus Jensen
Verlag: tredition Seitenanzahl: 508 Seiten 
Kaufen: Hier*
*Affiliate-Link = Wenn du über diesen Link kaufst, fällt eine kleine Provision für mich ab

Inhaltsangabe

Die ältere Generation der Familie Johannson ist tief in Nationalismus und Faschismus verstrickt. Die Vergangenheit wird nach dem 2. Weltkrieg tabuisiert. Auch über die Herkunft der Familie wird die jüngere Generation im Unklaren gelassen. Stück für Stück lüften die Geschwister Hermann und Josi die Geheimnisse und finden ungeahnte Abgründe, die weit über ihre Vermutungen hinausgehen. Die Familie wird beinahe durch Schuld und Tod auseinander gerissen. Drei verschiedene Erzählebenen über mehr als hundert Jahre, verweben sich im Laufe der Story immer stärker miteinander. Es entsteht ein Sittengemälde Deutschlands und der Stadt Hamburg von 1900 bis 1960.
(Quelle: Amazon)

 

Meine Meinung


Eine Familiensaga, die mich von der ersten Seite an gepackt hat

Irgendwann wäre ich auf dieses Buch auch ohne die Anfrage nach einer Rezension aufmerksam geworden, denn das Cover und auch der Titel sprechen mich sehr an.
Das Cover wurde übrigens von Rainer Wekwerth gestaltet, welcher in der Buchszene auch als Autor kein unbekannter Name ist.
Eine Schwalbe und Stacheldraht. Catcht mich total!

Allerdings bin ich nun sehr viel schneller auf dieses Buch gekommen.
Ich habe sehr lange kein 500 Seitenbuch in drei Tagen gelesen.
Es war dieses typische "nur noch ein Kapitel- Buch" und ich habe trotz Baby zu Hause wirklich jede Minute zum Lesen genutzt, die mir geboten wurden.

Warum mir auch der Inhalt zusagte?
Weil ich dieses Thema sehr lange schon verfolge, die Nachfahren von NS- Größen und deren Umgang mit dem Leben und den Taten ihrer Vorfahren.
Allein dieses Thema, vor allem die Gegenwehr beider Kinder im Buch, finde ich sehr gut umgesetzt. Zwar sind Hermann und Josi bereits erwachsen, dennoch sind sie von einem ganz anderen Schlag als deren Vater oder Großmutter.

"Wir kommen nicht umhin, damit zu leben, dass wir in eine Familie unbelehrbarer Rassisten hineingeboren wurden. Man kann sich seine Familie eben nicht aussuchen." (S. 352)

So sehr sich die beiden gegen das Gedankengut ihrer Familienmitglieder wehren, mit einer Sache müssen sie leben. Die eigenen Namen. Denn Hermann heißt eigentlich Thor Hermann und Josi wurde eigentlich Freya Viktoria benannt.
Zwei germanische Gottheiten als Geschwisterpaar vereint.
Aber auch hier versuchen die beiden es zu umgehen, so genannt zu werden.
Woher der Name Josi rührt, verrate ich an dieser Stelle nicht.

"Das vierte Gebot heißt: Du sollst Vater und Mutter ehren. Dazu gehört auch, den Namen zu akzeptieren, den dir deine Eltern gegeben haben." (S. 84)

Allerdings muss ich an dieser Stelle sagen, dass diese beiden Namen für mich nichts mit der NS-Kultur zu tun haben. Auch meine Tochter trägt einen nordischen Namen und ich hoffe niemand kommt auf die Idee, den Grund dafür in diesem Thema zu finden.

Aber es sind nicht nur die Namen, die aufzeigen, an was die Familie Johannson glaubt und für was einige immer noch kämpfen. Es sind Aussagen und Verhaltensweisen, die darlegen, dass vor allem Vater Manfred und Großmutter Anna weiter an den Führer, seine Idee und seine Taten glauben. Wobei der Autor immer wieder deutlich macht, dass beide keinerlei Ahnung haben, was wirklich in der Welt los war.

Nach einer schrecklichen Tragödie im Jahr 1945 bricht das Band zwischen Vater Manfred und Sohn Hermann beinahe völligst ab. Ein Unfall oder doch ein Plan, der Hermann das wahre Gesicht seines Vaters aufzeigt und dieses macht ihm Angst.
Dennoch ist es sein Vater und er verspürt, welche Macht dieser auf ihn hat.
Eine weitere Person, für mich die heimliche Anführerin der Familie ist, ist Anna.
Die Großmutter verweilt in der elterlichen Wohnung und sitzt meist nur in ihrem Sessel.
Über sich ein Porträt ihres verstorbenen Mannes Volker.
Erhaben ragt er über ihr auf und erinnert seine Nachfahren immer wieder daran, für was er einstand.

Die Geheimnisse und die Geschichte der Familie Johannson reichen weit zurück.
Die ersten Schilderungen im Buch erlesen wir im Jahr 1864.
Und in dieser Erzählebene verlassen wir auch das sehr detailliert dargestellte Hamburg.
Hier würde mich wirklich interessieren, wie ein Hamburger diese Darstellungen und Beschreibungen empfindet.
Die Ursprünge der Familiensaga begannen außerhalb der deutschen Linie mit Urgroßvater Manfred.

Neben der spannenden Thematik war es auch der Schreibstil und der Aufbau der einzelnen Kapitel, welche mich durch dieses Buch gejagt haben.
Der Stil ist anders, aber gut!
__________________________________________________________________

Einzig etwas negativ aufgefallen sind mir einige Fehler im Lektorat.
Diese wurden bereits weitergegeben und werden dann in einem erneuten Druck nicht mehr zu finden sein.


Mein Fazit


Eine Familiengeschichte, die mich mal wieder so richtig abholen konnte.
Klaus Jensen bringt uns in seinem Werk "Schwalbenwinter", dessen Titel sich im Buch natürlich erkärt, viele verschiedene Charaktere näher. Zeigt uns deren eigene Geschichte auf und fügt am Ende alles zusammen. Für mich sind keine Fragen offen geblieben.
Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung für alle, die auch sehr gern über dieses spezielle Thema lesen. Ich wünsche mir mehr Bücher, welche diese Thematik behandeln, denn es ist ein Thema, welches auf vielerlei Weise erzählt werden kann.
Für mich ein weiteres Lesehighlight im Jahr 2022.

Der Autor

Klaus Jensen selbst sagt:
meine berufliche Entwicklung hat mich vorerst in das Management sozialer Organisationen in Hamburg und Berlin geführt. Als Mentalcoach konnte ich vielen Menschen dabei helfen, ihre Welt besser zu verstehen und ihre Verstrickungen und Missverständnisse aufzulösen.

In meinen Romanen erwachen liebenswerte und hassenswerte Charaktere zum Leben, die mit sich und den Zeiten ringen, in die sie hineingeworfen werden.
Autorenseite
© jensen-autor.de

Weitere Bücher des Autors


Mein herzlichster Dank für die Bereitstellung des Leseexemplares gilt
(Sophie Radecker, mit der ich einen sehr angenehmen Kontakt hatte)

& dem Autor Klaus Jensen

3 Kommentare:

  1. Servus Andrea,
    ich glaube mich hat Literaturtest auch gefragt, aber ich finde das Mail nicht mehr und ich habe es irgendwie aus den Augen verloren.....blöd! Jetzt hätte ich richtig Interesse daran nach deiner tollen Rezension.
    Aber fein, dass du bei mir ein Buch zum Thema gefunden hast!

    Liebe Grüße
    Martina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich kann dir sehr gern den Kontakt/die Mailadresse von Sophie schicken 😊

      Löschen
  2. Hi Andrea!

    Nachdem mich das Cover so angesprochen hatte, musste ich jetzt natürlich nachlesen, ob der Inhalt auch so begeisterungsfähig war.
    Dass das Cover von R. Wekwerth ist hat mich jetzt grade übrigens sehr überrascht, ich wusste gar nicht, dass er sowas auch macht!

    Der Inhalt ist ja jetzt nicht so wirklich mein Thema. Ich lese über die Zeit, oder das danach, nicht wirklich gerne. Einfach weil ich mich in Büchern ungerne mit "aktullen" Themen beschäftige. Das mach ich so schon genug... trotzdem klingt deine Meinung sehr vielversprechend!
    Das mit den Namen find ich übrigens auch seltsam. Nordische Namen haben für mich überhaupt gar nichts mit der Thematik zu tun!!!

    Die Generation von damals. Ich glaube, wir können uns da gar nicht mehr reindenken. Für mich war es eine Art Gehirnwäsche der Masse und die ganze Propaganda und Überzeugungen kann man einfach schwer aus manchen herausbekommen. Dafür gibt es viele Ursachen und natürlich ist es schade, aber es gibt eben noch viele, die dieses Denken immer noch unterstützen.
    Interessant ist hier sicherlich dieser Konflikt zwischen den Generationen. Ich bin jetzt auf jeden Fall auch sehr neugierig geworden!

    Liebste Grüße, Aleshanee

    AntwortenLöschen

DATENSCHUTZ: Mit dem Absenden deines Kommentars und dem Einverständnis der Kommentar-Folgefunktion bestätigst du, dass du meine Datenschutzverordnung gelesen hast und die Speicherung deiner Daten akzeptierst.