Mittwoch, 31. Mai 2017

[Rezension] Herr der Fliegen

Titel: Herr der Fliegen | Autor: William Golding | Verlag: Fischer Verlag
Preis: 7,95€ (TB) | Seitenanzahl: 288 Seiten | ISBN: 978-3-596-21462-4
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Inhaltsangabe
Eine Gruppe englischer Schuljungen gerät infolge eines Flugzeugunfalls auf eine unbewohnte Insel im Pazifischen Ozean. Kein Erwachsener überlebt. Zunächst erscheint der Verlust zivilisatorischer Ordnungsprinzipien leicht zu bewältigen: auf der Insel gibt es Wasser, Früchte, sogar wilde Schweine, die erlegt werden können. Ralph lässt Hütten bauen, erkundet die Insel, richtet einen Wachdienst für das Signalfeuer ein. Der gute Anfang aber führt in eine Krise, die bald diabolische Formen annimmt. Aus der Jagd wird blutiges Schlachten - die Jäger und die Hüter des Feuers geraten in einen Kampf auf Leben und Tod. Die Gemeinschaft zerfällt, Terror und barbarische Primitivität gipfeln im Machtrausch, der auch Mord nicht ausschließt. Das Beängstigende an diesem Gleichnis menschlicher Gesellschaft ist die Tatsache, dass diese Jungen keineswegs Monstren oder Verbrecher sind. Jeder von ihnen ist in irgendeiner Jungenklasse der Welt zu finden.
(Quelle: Fischer Verlag)


Meine Meinung

Ein Klassiker mit einer tollen Botschaft


Bis vor kurzem sagte mir dieses Buch überhaupt nicht und das, obwohl es unter dem Genre Klassiker geführt wird. Dank eines Psychothrillers, in dem diesem Buch eine Rolle spielte, bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden.
Dank dessen, dass die anderen Mitleserinnen der Leserunde es ebenso noch nicht kannten, wurde ganz schnell eine LR daraus und Futter für Diskussionen bietet dieser Roman auf jeden Fall.

Gleich zu Beginn habe ich festgestellt, dass ich mir den Start in das Buch ganz anders vorgestellt habe. Man ist gleich auf der Insel und lernt den ersten Jungen namens Ralph kennen. Ralph ist 12 Jahre und übernimmt zu Beginn des Buches die Führung unter den Kindern und Jugendlichen. Vom Alter her mischt sich die Gruppe nämlich. Meines Erachtens war der jüngste Junge 6 Jahre alt und Ralph gehörte schon zu einem der Ältesten. Sein Ziel ist ganz klar, so schnell wie möglich gerettet zu werden und so lange wie möglich auf dieser Insel überleben, bis die Rettung naht. Dazu gehört ein Signalfeuer, dass Schiffe, Boote oder Flugzeuge auf die Gruppe von Kindern auf der Insel aufmerksam werden. Aber auch Hütten zu bauen für die Nächte oder als Schutz vor Regenfällen hält er für sinnvoll.

Allerdings spaltet sich die Gruppe zusehend nach der Bekanntgabe seiner Pläne. Denn ein anderer Junge namens Jack will sich mit Früchte sammeln und Fischen nicht zufrieden geben und wird schnell auf die Schweine auf der Insel aufmerksam. Diese gilt es in einer Gruppe zu fangen und anschließend zu verspeisen. Diese Überlegenheit gegenüber dem Tier lässt ihn förmlich in einen wahren Jagdrausch verfallen. Für Jack gilt nur noch die Jagd!
So ist es nicht zu vermeiden, dass sich aufgrund verschiedener Charaktere auf der Insel nach und nach zwei Lager bilden. Eines um Ralph und eines um Jack.
Da mir Jack seine Ziele von vornherein suspekt und sinnlos erschienen, empfand ich Ralphs Denkweisen und Handlungen nachvollziehbarer.
Um Ralph scharrte sich übrigens noch ein weiterer Charakter, der meiner Meinung nach ebenso ein Hauptcharakter, aber auch der Herzcharakter im Buch ist, Piggy. Mit ihm bringt William Golding ein typisches Opfer ins Buch mit ein. Piggy ist dick, nicht der selbstbewussteste und leidet sowohl unter eine Sehschwäche, als auch unter Asthma.

Dankbar bin ich auch, dass der Titel im Buch eine Bewandtnis findet. Der Titel „Herr der Fliegen“ wird kurz erklärt, aber beim Lesen ist es dann sehr schnell klar.

Und als wenn die Jungs auf dieser Insel nicht schon genug mit sich zu tun haben, sehen einige der Kinder immer mal wieder eine riesige Schlange im Wald. Ist es Einbildung oder eine Kreatur, die niemand einzuschätzen weiß?
Und wann naht endlich die Rettung?

Spannend für mich selbst, dass ich während des Lesens keinerlei Idee hatte, wie der Autor dieses Buch enden lässt. Mit dem erreichten Ende kann ich leben. Es rundet das Buch gut ab.
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Da das Buch hinsichtlich seiner Seitenanzahl doch recht kompakt ist, achtet man meiner Meinung nach noch intensiver, ob der Autor es auf 288 Seiten schafft eine tolle Geschichte zu erschaffen. Ich fand die Grundidee super, aber mir hat doch noch einiges gefehlt.

Zum einen ist es für mich im Nachhinein ein Kritikpunkt, dass man so gar nichts von der Vorgeschichte erfährt. Wo kamen die Kinder her. Wieso haben nur Kinder den Flugzeugabsturz überlebt? Wieso waren nur Jungen an Bord bzw. auf der Insel?
Diese Fakten wären für mich doch ein Muss gewesen.

Weiterhin hatte ich zwischenzeitlich unheimliche Probleme dem Autor in seiner wörtlichen Rede zu folgen. Die Aneinanderreihung war zu dicht, so dass man als Leser ab und zu überhaupt nicht wusste, welcher der Jungen den gerade spricht.
Dies machte alles ein wenig verwirrend.


Mein Fazit
Ein Buch, welches mit seiner psychologischen Komponente punkten kann, aber auch einige Schwächen aufweist. Spannend finde ich, dass dieses Buch gerne auch als Schullektüre eingebracht wird. Mich persönlich würde interessieren, ob Erwachsene und Schüler diese Geschichte anders empfinden.
Ich freue mich auf jeden Fall, diesen Klassiker nun zu kennen und werde mir zeitnah auch noch die Verfilmung des Buches anschauen.
 
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Der Autor
William Golding, geboren 1911 in Colum Minor, Cornwall, studierte in Oxford. Er war Lehrer, im Krieg Marineoffizier. Längere Zeit lebte er in den USA. Mit ›Herr der Fliegen‹ erregte er weltweit großes Aufsehen. Golding wurde mit dem Man Booker Prize (1980) und dem Nobelpreis für Literatur (1983) ausgezeichnet. Er starb im Juni 1993 in Cornwall.
© Archiv S. Fischer Verlag

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