Titel: Dopesick |Autorin: Beth Macy
Verlag: Heyne Hardcore Verlag | Seitenanzahl: 464 Seiten
Verlag: Heyne Hardcore Verlag | Seitenanzahl: 464 Seiten
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„Ich habe nur noch gearbeitet, um Drogen nehmen zu können, und Drogen genommen, um arbeiten zu können, dazwischen gab es nichts mehr.“ (S. 258)
Inhaltsangabe
Stürzte
täglich ein Flugzeug ab, würde man auch etwas tun, oder?
In eine Boeing 787 passen ungefähr 250 Menschen. Genauso viele Menschen sterben in den USA täglich an Opioiden, also an Schmerzmitteln wie etwa Oxycodon, Vicodin oder Fentanyl. In der Altersgruppe der unter 50-Jährigen stellt die Überdosierung von Schmerzmitteln oder Drogen mittlerweile die häufigste Todesursache dar, noch vor Waffengewalt oder Verkehrsunfällen. Viele der Süchtigen bekamen die Medikamente anfangs von ihrem Arzt verschrieben, etwa nach einer Operation oder einer Sportverletzung. Von den hochwirksamen Mitteln kamen die Patienten dann nicht mehr los. Millionen Amerikaner sind somit durch Opioide auf Rezept in die Abhängigkeit geschlittert. Die Pharmakonzerne, die diese neuartigen und hochintensiven Schmerzmittel in den 1990er-Jahren in den Markt gedrückt haben, spielten und spielen die Risiken einer Sucht herunter. Milliardenprofite stehen im Raum.
In eine Boeing 787 passen ungefähr 250 Menschen. Genauso viele Menschen sterben in den USA täglich an Opioiden, also an Schmerzmitteln wie etwa Oxycodon, Vicodin oder Fentanyl. In der Altersgruppe der unter 50-Jährigen stellt die Überdosierung von Schmerzmitteln oder Drogen mittlerweile die häufigste Todesursache dar, noch vor Waffengewalt oder Verkehrsunfällen. Viele der Süchtigen bekamen die Medikamente anfangs von ihrem Arzt verschrieben, etwa nach einer Operation oder einer Sportverletzung. Von den hochwirksamen Mitteln kamen die Patienten dann nicht mehr los. Millionen Amerikaner sind somit durch Opioide auf Rezept in die Abhängigkeit geschlittert. Die Pharmakonzerne, die diese neuartigen und hochintensiven Schmerzmittel in den 1990er-Jahren in den Markt gedrückt haben, spielten und spielen die Risiken einer Sucht herunter. Milliardenprofite stehen im Raum.
(Quelle: Heyne Hardcore Verlag)
Meine Meinung
„Medikamentenüberdosen hatten in den letzten fünfzehn Jahren bereits 300 000 Amerikanern das Leben gekostet, und Experten sagen inzwischen weitere 300 000 Opfer in den nächsten fünf Jahren voraus. Bei Amerikanern unter fünfzig sind Überdosen inzwischen die häufigste Todesursache.“ (S.15f.)
Dieses Buch hat mich damals in der Verlagsvorschau
des Heyne Hardcore Verlages sofort angesprochen. Zum einen weil ich ganz der
Meinung des Klappentextes bin, dass dieses Thema heruntergespielt wird. Zum
anderen arbeite ich im therapeutischen Bereich und bekomme leider mit, wie
leichtsinnig einige Patientin mit ihren Medikamenten umgehen.
Die ersten 100 Seiten nutzt die Autorin, um den
Leser einen Überblick zu verschaffen. Heißt sehr viele Zahlen und sehr viele
Fakten und dadurch erschien mir der erste Abschnitt stellenweise sehr trocken.
Spannend hingegen die Entwicklungs- bzw.
Entstehungsgeschichte von Medikamenten wie Morphin und Heroin.
Andererseits erschreckend war zu lesen, wie die
Zusammenarbeit von Ärzten und der Pharmaindustrie erklärt wird.
„In den 1870er –Jahren war es in den höheren
Schichten Europas und der USA bereits derart üblich, Morphin zu spritzen, dass
Ärzte es bei allen möglichen Leiden verordneten, von Menstruationsbeschwerden
bis zu Augenentzündungen.“ (S. 36)
Für mich vollkommen neu war, dass zum Beispiel
Heroin bereits Ende des 19. Jahrhunderts eine Rolle spielte. Ich hätte das viel
mehr in die Neuzeit gesteckt. 1899 wurden sogar Hustentropfen für Babys mit
Heroin versetzt. Und das der deutsche Pharmakonzern BAUER eine große Rolle
spielte, im Vertrieb, ebenfalls eine neue Information für mich.
Die Mitte des Buches ließ sich dann deutlich
leichter und flüssiger lesen.
Dies mag auch daran liegen, dass die Autorin hier
einige Fallbeispiele nennt, in denen Angehörige von Suchterkrankten mit der
Autorin sprachen.
Die Berichtenden sind hier meist die Mütter,
welche die Sucht ihres Kindes zu spät erkannt haben und welche dann machtlos
waren.
„Im Jahr 2013 war Jesse einer von 8257
heroinbedingten Todesfällen in den USA, die Mehrheit davon junge Männer – ein
Anstieg von schwindelerregenden 39 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.“ (S. 240)
Ein Fall, der auch mir berufsbedingt immer wieder
auffällt ist, dass immer mehr Kinder heutzutage bereits unter dem Einfluss von
Medikamenten stehen, darunter zählen vor allem ADHS-Medikamente, wie Ritalin
und Medikinet.
„Es ist unglaublich, bei wie vielen Menschen das
genau nach diesem Muster lief: Oxy – Roxy – Heroin.“ (S. 246)
Hinsichtlich dieses Zitats im Buch erklärt die
Autorin anhand mehrerer Beispiele, wie die Betroffenen in den Teufelskreislauf
gelangen.
Ihnen wird das Medikament OxyContin vom Arzt
verschrieben.
Wenn dies seine Wirkung verliert, steigen viele
auf Roxicodone um und sobald dieses auf dem Schwarzmarkt zu teuer wird, landen
sie bei Heroin.
„Ich habe nur noch gearbeitet, um Drogen nehmen zu können, und Drogen genommen, um arbeiten zu können, dazwischen gab es nichts mehr.“ (S. 258)
Wirklich sehr spannend fand ich die angesprochene
Thematik nach Hilfemaßnahmen. Was kann man tun, um diesen Süchtigen zu helfen?
Die USA setzt auf eine medikamentengestützte
Suchttherapie, das heißt, man gibt den Patienten andere Tabletten, welche die
Nebenwirkungen eines Entzugs unterdrücken.
Aber ist dies der richtige Weg?
Diese Thematik hat mich wirklich zum Nachdenken
angeregt und ich bin auch 2 Wochen nach Beenden des Buches noch auf keinen
Nenner gekommen.
Auch das Beispiel, dass man heroinsüchtigen
kostenlos saubere Nadeln zu kommen lässt, lässt mich kritisch denken. Ist das
wirklich Hilfe?
„Ein berufstätiger Mann mittleren Alters war am
Steuer bewusstlos geworden und hatte ihren Wagen gerammt – in seinem Arm
steckte eine Heroinnadel.“ (S. 302)
Besonders berührt hat mich die Geschichte von
Tess. Eine junge Frau, welche den Absprung immer wieder versucht hat, von ihrer
Mutter unterstützt wurde, aber dem Teufelskreis einfach nicht entkam.
Im Nachwort bezieht sich die Autorin kurz auf die
Situation in anderen Ländern, darunter auch Deutschland. Als mir die beiden
Medikamente Tramadol und Gabapentin ins Auge fielen, schossen mir sofort einige
meiner Patienten in den Kopf, welche sich einen Alltag ohne diese Medikamente
gar nicht mehr vorstellen können. Ein erschreckendes Fazit.
Mein
Fazit
Ein Buch mit einer erschreckenden Realität.
Vor diesem Thema sollte niemand, wirklich niemand
die Augen verschließen.
Aufgrund der dominierenden Positionen der
Pharmaindustrien rutscht man schneller in solche Angelegenheit hinein, als
einem lieb ist.
Wer sich für diese Thematik interessiert, sollte
unbedingt einen Blick auf „Dopesick“ werfen, auch wenn jeden klar sein sollte,
dass dies kein Roman ist, sondern ein Sachbuch, wodurch einige Stellen einfach
sehr trocken sind und das Buch sich nicht durchgängig flüssig lesen lässt.
„Amerika verhält sich in der Opioidepidemie wie
die Briten 1940 in der Schlacht von Dünkirchen: Man verlässt sich zu sehr auf
ein paar wohlmeinende Bürger in Fischerkähnen und Privatbooten – wo der Krieg
doch nur mit einem gigantischen Aufgebot zu gewinnen ist, wie bei der Invasion
in der Normandie.“ (S. 362)
Weitere Rezensionen zum Buch
Die Autorin
Die renommierte Autorin und Journalistin Beth Macy wurde für ihr Schreiben
bereits vielfach ausgezeichnet. Alle ihre Bücher standen auf der
»New-York-Times«-Bestsellerliste. Beth Macy lebt mit ihrer Familie in Roanoke,
Virginia.
Wir hatten ja schon einen regen Austausch :D
AntwortenLöschenIch musste auch viele Zitate nehmen, wenn auch andere, da die einfach so aussagekräftig sind. Hätte noch viel mehr nehmen können XD
Das stimmt. An Zitaten hat es hier nicht gefehlt. Ich hatte so viele Post its verwendet, wie lang nicht mehr.
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