Titel: Was tun wir hier? | Autor: Frank Schumann
Verlag: Neues Leben
Seitenanzahl: 272 Seiten
Kaufen: Hier
Inhaltsangabe
In einem alten, vor dem Abriss stehenden
Bauernhaus in Sachsen-Anhalt wird ein ungewöhnlicher Fund gemacht: In
Schuhkartons verpackt liegen anderthalbtausend Briefe und Postkarten,
geschrieben zwischen 1914 und 1945. Soldaten- und Heimatpost einer Familie.
Absender und Empfänger waren Väter und Söhne an der Front, waren Mütter und
Ehefrauen. Die Briefe verraten, wie der Krieg ins Leben der einfachen Menschen
eingriff, wie er ihr Denken und Fühlen formte. Es sind berührende Dokumente und
erhellende Zeitzeugnisse.
(Quelle: Amazon)
Meine Meinung
Ein Stück Zeitzeugnis
Dieses Buch ist vor Jahren durch Zufall in meine
Hände gekommen.
Der Titel sprach mich an und schwupp landete es in
meiner Einkaufstasche.
Als ich es aufgrund der Aktion #19für2019 in die
Hände genommen habe, war ich doch baff, dass der Fund der Briefe sogar in
meinem Heimatbundesland Sachsen- Anhalt gemacht wurde.
Was habe ich mir von diesem Buch erwartet?
Tatsächlich ein wenig was anderes, als ich bekam.
Dieser Punkt ist allerdings nicht negativ zu vermerken. Erwartet habe ich viel
von den Kriegsgeschehnissen, bekommen habe ich viele menschliche Einblicke in
den Alltag der damals Hinterbliebenen. Denn man bedenke, dass viele Männer und
Söhne zur damaligen Zeit an der Front oder in das Kriegsgeschehen einbezogen
waren, allerdings nicht jeder Soldat im Mittelpunkt der Kämpfe stand.
Wie im Klappentext bereits erwähnt, wurden Briefe
aus der Zeit des 1. Weltkrieges, als auch aus der Zeit des 2. Weltkrieges
gefunden.
Die Geschehnisse aus der Zeit zwischen 1914 – 1918
erleben wir aus Briefverkehr zwischen dem jungen Erich Donath und hauptsächlich
seiner Mutter Minna.
Später kommen Briefe zwischen Minna und ihrem zweiten
Mann Karl Falkenhain hinzu, Erich’s Stiefvater.
Die Familie stammte aus Naundorf, was im heutigen
Landkreis Wittenberg liegt.
„Schreiben war in dieser Zeit aber lebenswichtig,
es war gleichsam die Nabelschnur zwischen den Familiengliedern, durch die man
Kraft gewann.“ (S. 7)
In den Briefen selbst wird von Seiten der Männer
über neue Stationierungen geschrieben und Minna berichtet über den Alltag.
Tatsächlich sehr normal.
Was im Dorf passiert, wer ebenfalls zur Armee
eingezogen wurde oder wie es mit der Ernte und der allgemeinen Versorgung um
die Familie zu Hause steht.
Die Auszüge von dem Kriegsgeschehen selbst, sind
vor allem im ersten Part minimal. Allerdings versucht der Autor dies durch
lexika-ähnliche Einträge an den Seiten des Buches auszugleichen. Und das gefiel
mir super. Parallel zu den Briefen wusste man als Leser so immer, was gerade in
der Welt passierte. So zum Beispiel wurden wichtige Schlachten oder poltische
Ereignisse oder Unterzeichnungen erwähnt, welche das Kriegsgeschehen betrafen.
Für mich war dieses Buch neben den Einblick in sehr menschliche Briefe der
Familie auch ein kleiner Geschichtsunterricht.
„Es heißt doch jetzt, alles muss fort, was
halbwegs gut ist.“ (S. 46)
Die Zeit des 2. Weltkrieges erleben wir durch
Briefe von Otto Gasse mit, welcher 1941 zur faschistischen Wehrmacht ging. In
seinen Briefen wird etwas mehr von den Ereignissen im Krieg geschrieben,
allerdings war auch er nicht direkt an der vordersten Fronst eingesetzt,
sondern kümmerte sich vor allem um Pferde in den hinteren Linien der
Kriegsgeschehnisse.
„Es kommt einer nach dem anderen dran, und es gibt
kein Ende, bevor nicht alle tot sind.“ (S. 53)
Otto Gasse heiratete 1928 die Tochter von Minna
Donath und Karl Falkenhain. Daher befanden sich also auch seine Briefe in dem
Fund.
Neben seinen Beförderungen, miterlebten Bombardierungen
und Gefangenschaft, lesen wir auch hier von vielen Hoffnungsschimmern auf eine
baldige Rückkehr nach Hause und vielen Liebesbekundungen an die Liebsten.
Besonders emotional war für mich Post dieser Art.
(auf dem Feld gefallen)
Und einen Punkt, den ich mir im geschichtlichen
Teil markiert habe, war dieser.
Vor allem, weil mich diese Zahlen tatsächlich
entsetzt haben.
Die Zahl der Einberufenen in Deutschland entwickelt
sich so:
1939 – 1400000
1940 – 5700000
1941 – 7400000
1942 – 9400000
1943 – 11200000
1944 – 13000000
Des Weiteren enthält dieses Buch viele Bilder, welche die Familien betreffen.
Mein
Fazit
Solche Funde beschreiben die damalige Zeit und
bieten nochmals einen ganz anderen Eindruck auf diese Zeit, als viele
historische Romane und Einblicke, welche man aus Sachbüchern entnimmt. Diese
Briefe stellen sowohl einen Teil Geschichte dar, als auch einen Teil Familie.
Wer sich für diese Thematik interessiert, wird dieses Buch mögen.
Dieses Buch wurde mit sehr viel Liebe und Mühe geschrieben.
Ein Stück Geschichte, die nicht vergessen werden
sollte.
Liebe Andrea,
AntwortenLöschenwas für eine interessante Lektüre! ich werde mir das Buch gleich mal vormerken.
Liebe Grüße
Martina
Für dich ist es auf jeden Fall etwas. Da kenne ich ja nun deinen Lesegeschmack ;)
LöschenAb und zu ist es als erhältlich gekennzeichnet bei Amazon, ab und zu nur noch als gebraucht. Viele Freunde haben es sich gebraucht für einen Drittel des Preises gekauft. Da habe ich also schon viele mit ansteckten können :P
Liebe Grüße und ich hoffe ihr habt auch ein wenig Sonne.
Bei uns sollen es heute wieder 20°C werden <3