Montag, 10. Dezember 2018

[Rezension] Tampa

Titel: Tampa | Autorin: Alissa Nutting
Verlag: Hoffmann und Campe Verlag
Seitenanzahl: 288 Seiten 
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Inhaltsangabe

Ihr einziger Antrieb ist die Lust, die Lust auf vierzehnjährige Jungs. Celeste ist Ende zwanzig und tritt ihre neue Stelle als Lehrerin an einer Junior High School in Tampa, Florida, mit einer einzigen Absicht an: Sie wird einen ihrer Schüler verführen. Sie selbst hat panische Angst davor zu altern - alle erwachsenen Körper schrecken sie ab, Teenager dagegen wirken auf sie wie ein Jugendelixier. Als ihr Blick fällt auf den naiven und zurückhaltenden Jack Patrick fällt, erkennt sie in ihm das perfekte Opfer. Ohne moralische Bedenken manipuliert sie den Jungen, der seine schöne Lehrerin bewundert und sich von ihrer Aufmerksamkeit geschmeichelt fühlt. Doch ihre Gier ist unersättlich und irgendwann geht Celeste zu weit.


Meine Meinung

Mein Tabu ist gefunden!


Wer meinen Blog als Leser verfolgt, der weiß, dass ich in vielen verschiedenen Genres zu Hause bin. Gerne auch im extremen Bereich, der Gewalt, Folterungen, Vergewaltigungen & Co. nicht auslässt. Aber hier hat mich die Autorin Alissa Nutting mit einem Thema konfrontiert, welches mich anfangs neugierig gemacht hat, mich beim Lesen aber dann doch eher geschüttelt hat.

Wir lernen die verheiratete, 26-jährige Celeste kennen, welche ihre Berufung als Lehrerin gefunden hat. Allerdings stellt die Protagonistin im Buch sehr schnell klar, dass Lehrerin, nicht gleich Lehrerin ist. Celeste unterrichtet ausschließlich gern Achtklässler.
Warum?
Weil sie ein gieriges Auge auf 14-jährige Jungs geworfen hat.
Die Gute ist verheiratet, aber dies meiner Meinung nach nur zum Wahren ihres Scheins. Ihren Mann Ford hasst sie regelrecht.

Das Buch beginnt zu Beginn eines neuen Schuljahres und Celeste ist bereit wieder auf Jagd zu gehen. Beim ersten Aufeinandertreffen mit ihrer neuen Klasse hat sie nur Augen für ihr neues Opfer ihrer Begierde: Jack Patrick!
Mit blondem Haar und einer hageren Brust kommt er daher.
Er ist 14 Jahre alt und das wird ihm zum Verhängnis.

„Ich befeuchtete meine Fingerspitzen an dem farblosen Stempelkissen unter meinem Rock…“
(S. 13)

Anfänglich dachte ich noch, dass Celeste über den Verlauf der Geschichte einen perfiden Plan entwickelt, wie sie den Jungen aus ihrer Klasse um ihren Finger wickeln kann, doch dann schlägt die Autorin einen ganz anderen Weg ein, der mich entsetzt!
Wörter, die mir zu Celeste einfallen: egoistisch, dominant, manipulativ, agierend, risikobereit, unberechenbar, rücksichtslos. Ja, das ist eine kleine Auswahl, müsste euch Lesern aber ein ungefähres Bild vor Augen führen.

„Aller widersprüchlichen Ironie zum Trotz war Sex mit Teenagern für mich die einzige Art, die Vollkommenheit des Aktes zu wahren.“
(S. 47)

Am Anfang der Story erwähnte ich, dass die Autorin hier meine Grenze erreichen konnte. Natürlich mit dem Themenhintergrund Kindesmissbrauch, aber vor allem werde ich gewisse Handlungsszenen oder Gedankengänge der Prota nicht mehr vergessen.
Stellt euch eine Lehrerin vor, die in Joggingklamotten das Haus verlässt, sich dann aber doch für eine Spritztour mit einem ganz klar definierten Ziel in ihr Cabrio setzt. Auf dem Beifahrersitz ihre Ausrüstung: ein Fernglas, ein Vibrator und eine Polaroidkamera.
Kaum zu glauben, aber wahr!

Ebenfalls zu Beginn meiner Rezension schon einmal erwähnt, habe ich, dass ich mir einen ganz anderen Verlauf vorgestellt hatte. Aber die Autorin setzt alles auf eine Karte. Ist mutig und war bereit, hinsichtlich ihrer beschriebenen weiblichen Hauptfigur einiges an Kritik einstecken zu müssen.
Mit Celeste bricht sie in „Tampa“ nicht nur ein Tabuthema.

Das Ende beschreibt dann aber wie erwartet den Ausgang dieser Grundidee.
Wie geht dieses Leid zu Ende?
Was wird aus der Protagonistin?
Lernt sie aus ihren Fehlern?


Mein Fazit
Anfängliche Neugierde wurde hier sehr schnell von Kopfschütteln und Verständnislosigkeit abgelöst. Zu dieser Frau kann man als Leser einfach keine Sympathien aufbauen. Das ist wahrscheinlich nicht das Ziel der Autorin gewesen, aber wenn einem beim Lesen die ganze Zeit so eine unbeschreibliche Abneigung begleitet, wusste ich, dass ich dieses Buch nicht noch ein zweites Mal lesen würde.
Allerdings sind Bücher, welche solche Themen behandeln, immer sehr schwer zu bewerten. Solche Tabuthemen gehören angesprochen.
Und das ich dieses Buch nicht ein zweiten Mal lesen möchte, liegt nicht daran, dass das Buch schlecht geschrieben ist, sondern eher daran, dass ich mich nicht noch einmal mit diesem Thema und dieser Frau auseinandersetzen möchte.


Die Autorin
Alissa Nutting unterrichtet Englische Literatur und Kreatives Schreiben in Ohio. Für ihren Erzählungsband Unclean Jobs for Women and Girls wurde sie mit dem Starcherone Prize for Innovative Fiction ausgezeichnet. Tampa ist ihr erster Roman.

Interessant finde ich noch, dass das Originalcover im Englischen deutlich verharmloster wurde, als das Deutsche.


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