Mittwoch, 5. Dezember 2018

[Rezension] Wenn Kinder töten

Titel: Wenn Kinder töten | Autor: Stephan Harbort
Verlag: Droemer Knaur Verlag
Seitenanzahl: 272 Seiten
Kaufen: Hier


Inhaltsangabe
Stephan Harbort erzählt acht spektakuläre Fälle von Kindern, die zu Mördern wurden. Er erklärt, was die Kindheit der Täter beschwerte, was sie außer Kontrolle geraten ließ und was sie dazu brachte, Taten zu begehen, die sonst nur Erwachsene verüben.
Dabei stellt der Kriminalexperte fest, dass die Motive der kindlichen Täter denen der erwachsenen Mörder sehr ähnlich sind - es geht um Alltags- und Beziehungskonflikte, Macht, Habgier und sexualisierte Gewalt. Und obwohl die Kinder strafunmündig sind und juristisch nicht zur Verantwortung gezogen werden können, bedeutet das nicht, dass sie bei ihren Taten kein Schuldbewusstsein hatten oder nicht wussten, was sie taten.


Meine Meinung

Unterschätze niemals ein Kind


Der Klappentext weist den Leser auf acht Fälle hin, sieben an der Zahl sind es allerdings nur. Hinzukommen ein gelungenes Vorwort als Einstieg, mit dem der Autor interessante und kritische Fragen in den Raum wirft und ein informatives Nachwort mit den bekannten Wahrscheinlichkeitstabellen in den Büchern des Autors, welche ich mir im Nachhinein immer sehr gerne näher anschaue.

Mein erster Gedanke, als ich dieses Buch in der Vorschau erblickte und es dann dank des Autors zeitnah in den Händen gehalten habe, war, dass wahrscheinlich viele Fälle in den USA spielen.
Warum?
Einfach weil viele Leser, da stehe ich glaub ich nicht alleine da, sofort an die USA denken, wenn es um Gewalt von Kindern geht. Ob es nun um die leicht greifbaren Waffen geht oder daraus resultierende Amokläufe, welche im großen Stil durch sämtliche Medien gehen.
Umso überraschter war ich, dass Stephan Harbort auf drei Fälle, welche in Deutschland geschehen sind, eingeht. Zwar liegen alle schon eine gewisse Zeit zurück, aber für mich ist dieser Fakt einfach greifbarer und einen Ticken spannender. Vor allem der letzte Fall, bei dem eine Stadt genannt wird, in der ich mich vor allem als Kind sehr oft aufgehalten habe.

„Er beschloss, das Leben des Jungen zu beenden,
und er entschied sich dafür, es auf eine Weise zu tun,
die weit mehr war, als nur zu töten.“
(S. 15)

Zu den einzelnen Fällen möchte ich tatsächlich an dieser Stelle nichts im Einzelnen verraten. Nehmt dieses Buch zur Hand und taucht selbst ab in eine Welt voller Schrecken, Gewalt und Kindern.

Natürlich regt es mich beim Lesen solcher True Crime-Fälle immer wieder an, dass Netz zu befragen, aber aufgrund der Persönlichkeitsrechte setzt Harbort hier wie immer auf Verfremdungen von Orts- und Zeitangaben und die Namen wurden teilweise pseudonymisiert. Dafür muss man als Leser Verständnis haben, dennoch gebe ich so schnell nicht auf 😜

Kann man dieses Thema mit dem Wort Faszination beschreiben?
Man will diese Fälle nicht befürworten, dennoch bin ich beim Lesen immer wieder gebannt. Bereits bei seinen Büchern „Killerfrauen“ und „100 Prozent tot“ konnte ich einfach nicht aufhören zu lesen.

„Hast du den Film >Natural Born Killers< gesehen?
Es ist die beste Liebesgeschichte aller Zeiten.
Ich finde sie so gut, dass ich sie nachmachen will!“
(S. 174)

Man ist neugierig, WIE die Kinder getötet haben. Versinkt in dem Setting, welches der Autor beschreibt. Ist schockiert, welche Gewalt kleine Kinder an den Tag legen können.
Die familiären Umstände im Hintergrund vermuten wahrscheinlich viele beim Lesen und zum Teil treten diese Vermutungen auch ein, dennoch erfahre ich auch vom Umfeld sehr gern mehr.
Mit am Meisten interessieren mich allerdings die Motive.
In diesem Buch sind es Neid, Wut oder auch Habgier.
Von einigen Fällen war ich sogar extrem geschockt.
Wie können Kinder ohne eine gewisse Lebenserfahrung SO handeln?!

„Warum hast du ihn getötet?“
Stirnrunzeln. Achselzucken.
„Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht.“
(S. 35)


Mein Fazit
Must-Read-Status!
Stephan Harbort wählt hier Fälle aus, welche sehr unterschiedlich sind und demnach auf siebenfacher Linie schockieren und faszinieren.
„Wenn Kinder töten“ war mein drittes Buch des Autors und absolut nicht das Letzte! Ich mag die Themen, die einen als Leser wahnsinnig interessieren und dass Harbort uns den passenden Lesestoff beschert. Des Weiteren mag ich seinen Schreibstil. Auch wenn die Geschehnisse auf kriminalpolizeilichen Ermittlungen bzw. prozessualer Wahrheit entsprechen, ist es nicht leicht, diese in den Akten niedergeschriebenen Fakten in eine so detailreiche Story zu verpacken.
Allen meinen Freunden, die sich noch nicht sicher sind, ob sie Kinder haben möchten, werde ich dieses Buch schenken.
(kleiner Scherz am Rande 😜)
 

Der Autor
Stephan Harbort, Jahrgang 1964, ist Kriminalhauptkommissar und führender Serienmordexperte. Er sprach mit mehr als 50 Serienmördern, entwickelte international angewandte Fahndungsmethoden zur Überführung von Gewalttätern und ist Fachberater bei TV-Dokumentationen und Krimi-Serien. Stephan Harbort lebt in Düsseldorf.
© Google

Weitere Bücher des Autors
 

Mein herzlichster Dank für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares gilt


STEPHAN HARBORT 


5 Kommentare:

  1. Huhu!

    Ohhh, ein sehr ernstes Thema. Es würde mich wirklich interessieren, was er da geschrieben hat, aber ich weiß nicht, inwieweit ich nicht mit der Meinung des Autors zur Interpreation einhergehe ^^ Wie soll ich das jetzt beschreiben? Für mich ist es einfach so, dass Kinder sicher nicht als Mörder geboren werden und das Umfeld eins der wichtigsten Dinge dabei ist um zu sehen, wie es zu so einem radikalen Verhalten kam. Denn womit wird ein Kind beeinflusst? Warum entwickelt es bestimmte Eigenschaften und Verteidigungsmechanismen? Das ist ein sehr sehr breit gefächtertes Thema, aber wenn der Autor hier anders mit dem "Blick auf das Kind" umgeht als ich, wäre ich wohl zu frustriert beim Lesen, um weiterlesen zu können ...
    Vielleicht schau ich mir erstmal ein anderes von ihm an, dann kann ich ihn besser einschätzen :)

    Vielen Dank fürs vorstellen!

    Liebe Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,
      ich verstehe was du meinst. Allerdings muss ich sagen, dass der Autor meiner Meinung nach tatsächlich einen intensiven Blick auf das Umfeld und die ersten Jahres wirft. Heißt er holt meist sehr weit aus, damit man als Leser einen Eindruck vom Umfeld des Kindes bekommt. Zu dem kommen im Verlauf jedes Falls auch die Kinder selbst zur Sprache und begründen ihr Tun mit ihren eigenen Worten.
      Die Aussage, ein Kind wird böse geboren, da kann ich als Therapeutin auch gar nicht mitgehen. Leider müsste auch ich meist eher die Eltern und das Umfeld behandeln, als die Kinder selbst.

      Ich halte die Augen offen, ob du zu diesem oder evtl einem anderen Buch des Autors greifen wirst ;)

      LG und hab einen schönen Tag :)

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    2. Ahhh ok, das hört sich auf jeden Fall "gut" an. Das werd ich im Auge behalten und den richtigen Zeitpunkt abwarten, dafür muss ich defintiv in der Stimmung sein.
      Ja, an sich müsste man immer die Eltern in Therapie schicken und nicht die Kinder, da bin ich absolut der selben Meinung ^^

      Noch einen schönen Abend! :)

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  2. Tja Andrea, Du hattest recht - das Buch MUSS ich haben. Der Nachtdienst dauert noch ein bisschen und meine Buchbestellungen nehmen immer erst um 3:00 rum ihren Anfang. Ich schätze da wird das dabei sein.

    vielen Dank für diese Rezension, die selbst schon etwas nahe geht, wenn man sich die Zitate durchliest. Ist ein hartes Thema, aber auch ebenso interessant.

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    1. Du findest die richtigen Worte!
      Es geht nahe, es entsetzt und dennoch ist man dankbar, dass man Bücher über solche Themen zu lesen bekommt :)

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