Sonntag, 13. September 2015

[Rezension] Runa

Titel: Runa
Autorin: Vera Buck
Verlag: Limes Verlag
Preis: 19,99€ (HC)
Seitenanzahl: 608 Seiten
ISBN: 978-3-8090-2652-5
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Inhaltsangabe
"Man kam nicht her, um zu genesen, sondern um zu sterben."
Paris 1884. In der neurologischen Abteilung der Salpêtrière-Klinik führt Dr. Charcot Experimente mit hysterischen Patientinnen durch. Seine Hypnosevorführungen locken Besucher aus ganz Europa an; wie ein Magier lässt der Nervenarzt die Frauen vor seinem Publikum tanzen. Dann aber wird Runa in die Anstalt eingeliefert, ein kleines Mädchen, das all seinen Behandlungsmethoden trotzt. Jori Hell, ein Schweizer Medizinstudent, wittert seine Chance, an den ersehnten Doktortitel zu gelangen, und schlägt das bis dahin Undenkbare vor. Als erster Mediziner will er den Wahnsinn aus dem Gehirn einer Patientin fortschneiden. Was er nicht ahnt: Runa hat mysteriöse Botschaften in der ganzen Stadt hinterlassen, auf die auch andere längst aufmerksam geworden sind. Und sie kennt Joris dunkelstes Geheimnis…
(Quelle: Limes Verlag)



Meine Meinung
Dieses Cover und dieser Titel haben mich total in seinen Bann gezogen.

Ich merkte schon auf den ersten Seiten, dass dieses Buch etwas Besonderes ist. Jedoch ahnte ich schon, dass es in eine ganz andere Richtung geht, als ich dachte.

Ich hatte mir vorgestellt, ja eigentlich gewünscht, dass das kleine, sonderbare Mädchen Runa den Hauptcharakter darstellt und die Geschichte um sie herum aufgebaut wird. Da am Anfang der medizinische Teil, um die Salpêtrière-Klinik, deren Ärzte und Besucher einen so großen Teil einnahm und auch nicht Runa, sondern immer wieder der Medizinstudent Jori Hell im Mittelpunkt stand, war ich mir sicher, dass es anders kommt, als erwartet.

Jori Hell, seine Situation, endlich den Doktortitel zu erhalten, um seine Liebe Pauline von ihrer Geisteskrankheit zu heilen und sein Vorhaben diesen Doktortitel zu erhalten, waren interessant und wohlwollend.
Wie die Autorin seinen Weg dann jedoch aufzeigte, wurde er mir schnell unsympathisch. Ich wurde mit diesem Charakter einfach nicht warm.
Er war für diese Abteilung der Medizin zu naiv, zu gutgläubig und meiner Meinung nach auch zu unerfahren. Andererseits spielt das Buch zu einer Zeit, in der Probieren, Versuche usw. noch eine große Bedeutung spielte, ob ein Menschleben dabei verloren ging oder nicht, machte damals niemanden etwas aus.
Wie der KT verrät, waren die Frauen nicht in dieser Klinik, um geheilt zu werden, sondern um als Versuchskanninchen zu fungieren und evtl. ihr Leben zu lassen.

Die kleine, mysteriöse Runa, die allen Methoden des angesehenen Arztes Charcot trotzte, war ein spannender Charakter, aber auch ein Charakter, bei dem mir zu viel offen blieb. Der Titel hielt nicht das, was er versprach. Ihre Geschichte allein wäre eine Idee für einen Folgeband von „Runa“. Gegen Ende wurde uns ihre Geschichte zwar ein wenig klarer, aber auf den letzten Seiten ging es einfach nicht mehr um das Mädchen, sondern Jori Hell nahm dieses Buch mit seiner Person total für sich ein.

Die Entwicklung der Story war interessant und auch an dem Schreibstil und dem Aufbau des Buches, habe ich absolut nichts auszusetzen. Vera Buck schaffte es mit ihrem Debüt mich in das Paris des 19. Jahrhunderts abzusetzen und dort verweilen zu lassen.

Besonders loben muss man hier einfach die gute Recherche, welche die Autorin betrieben haben muss, um dieses Buch zu schreiben. Ich denke „Runa“ war ein langwieriges Projekt der Autorin.
Wie damals behandelt wurde, ist einfach aus heutiger Sicht erschreckend und grausam, für mich aus dem medizinischen/ therapeutischen Bereich jedoch gleichzeitig auch spannend und interessant.
© Wikipedia
Charcot demonstiert die Hysterie-Patientin Blanche Wittman im Hörsaal der Salpêtrière. Gemälde von André Brouillet 1887.
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Für mich wurde der Titel hier falsch gewählt!
Eine Verbindung zur Klinik im Titel wäre hier passender gewesen.
Man freute sich einfach auf mehr Runa und mir blieb wie schon gesagt einfach zu viel offen am Ende. Wo sie herkommt und und und?
Andere Fragen denke ich mir aus Spoilergründen.


Mein Fazit
Ein Buch an welches ich hohe Erwartungen hatte, die leider nicht ganz erfüllt wurden konnten. Zwar überraschte mich die Autorin mit dem interessanten Einblick in die Geschichte der Nervenheilkunde des 19. Jahrhunderts, jedoch macht das Buch seinem Titel „Runa“ nicht alle Ehre. Ich habe mir aufgrund des Titels das kleine Mädchen Runa als Hauptcharakter gewünscht, dem war leider nicht so.
Auf jeden Fall möchte ich mehr von der Autorin, denn die Idee war groß!
Weitere Rezensionen zum Buch

Besonderer Charakter
Hier liegt die Bedeutung wirklich auf besonders und nicht auf bester.
Am interessantesten war für mich natürlich Runa. Ein kleines Mädchen, dass uns bis zuletzt leider nicht hinter seine Geschichte und Fassade hat blicken lassen.
Vera Buck bot uns im Buch einfach zu wenig Runa an. Vor allem zum Schluss hat mir das Mädchen sehr gefehlt.

Erwähnenswerte Zitate
„Wir sind also, was wir sind, weil wir so geboren wurden.“ (S. 104)


Die Autorin
Vera Buck, geboren 1986, studierte Journalistik in Hannover und Scriptwriting auf Hawaii. Während des Studiums schrieb sie Texte für Radio, Fernsehen und Zeitschriften, später Kurzgeschichten für Anthologien und Literaturzeitschriften. Nach Stationen an Universitäten in Frankreich, Spanien und Italien lebt und arbeitet Vera Buck heute in Zürich.
© André Volk

Mein herzlichster Dank für die Bereitstellung des Leseexemplares gilt





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