Titel: Marlene | Autorin: Hanni Münzer
Verlag: Piper Verlag | Preis: 9,99€ (TB) | Seitenanzahl: 544 Seiten
ISBN: 978-3-492-30947-9 | Reihe: Band 2/2 (?) der Honigtot-Saga
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Inhaltsangabe
München 1944: Erschüttert steht Marlene vor dem
ausgebombten Haus am Prinzregentenplatz. Ihre Freundin Deborah und deren
kleinen Bruder Wolfgang wähnt sie tot. Doch das kann ihre Entschlossenheit zum
Widerstand nicht brechen. Todesmutig stürzt sie sich in den unheilvollen
Strudel des Krieges, immer wieder riskiert sie ihr Leben und wird zu einer der
meistgejagten Frauen im Deutschen Reich. Sie schließt ungewöhnliche
Freundschaften und lernt einen ganz besonderen Mann kennen. Einen Mann, dem das
eigene Leben nichts gilt, der aber alles für die Kinder tut, die er unter
seinen Schutz gestellt hat. Bald sieht sich Marlene vor der größten
Entscheidung ihres Lebens: Sie erhält die Chance, den Verlauf des Krieges zu
ändern, vielleicht Millionen Menschen zu retten. Doch dafür müsste der Mann,
den sie liebt, sterben...
(Quelle: Piper Verlag)
Meine Meinung
ACHTUNG!!!
(2. Band
einer Reihe, vertretbare Hinweise auf Band 1)
Ein Buch, welches die Geschichte am Leben hält…
Auch im zweiten Band finden wir uns als Leser zuerst
in der Gegenwart wieder. Im Jahr 2012 treffen wir auf Marlene, welche alle
Leser des ersten Bandes „Honigtot“ bereits kennen sollten. Für mich war sie
gerade zum Ende des ersten Bandes das Highlight. In ihren betagten Tagen möchte
sie ihrer Familie und auch uns Lesern ihre Lebensgeschichte erzählen.
Das restliche Buch befasst sich mit den Jahren
1944 und der Nachkriegszeit.
Im Gegensatz zum ersten Band, welcher die Zeit
zwischen 1923 und 1944 erzählt, konnte mich Hanni Münzer im zweiten Band
deutlich mehr mitreißen.
Wer die Thematik 2. Weltkrieg mag und das ist
nicht auf das Befürworten bezogen, sondern darauf, dass diese Zeit zu unserer
aller Geschichte gehört, der wird dieses Buch lieben. Mit den letzten Zügen des
Krieges und der schwierigen Nachkriegszeiten konnte die Autorin mich vollkommen
fesseln.
Für mich war folgender Punkt schon in Band 1 gut
umgesetzt, aber Band 2 vermischt die Themen Roman und Geschichtsunterricht noch
besser.
An dieser Stelle danke ich nicht nur Hanni Münzer,
sondern auch all den anderen Autoren, die sich diesem Thema widmen und uns
Leser mitnehmen in diese Zeit. Uns diese Welt näher bringen, mit seinem
Schrecken, Emotionen und Folgen.
Marlene, welche mir als starke
Widerstandskämpferin in Erinnerung geblieben ist, kämpft sich weiter durch die
Zeit des Nationalsozialismus. Immer wieder wird sie von ihrer Trauer um die
vielen Verluste und dem Gefühl der Rache daran erinnert, dass sie nicht
aufgeben darf. Kämpft sie im ersten Teil an der Seite der jungen Deborah,
begegnet sie hier einem anderen Mädchen. Trudi, gerade einmal 15 Jahre alt, hat
sich nach vielen Verlusten ebenfalls dem Widerstand angeschlossen und verfolgt
einen Plan: angstlos und unverwundbar will sie an Marlenes Seite kämpfen.
Anfangs war ich bei ihrem Charakter sehr skeptisch, aber sie belebt vor allem
in der ersten Hälfte des Buches die Geschichte mit ihrer nicht immer ganz
einfachen Art.
Auf ihrer Reise stolpern die beiden von einer
Gefahrensituation in die andere. In manchen Situation kommt Marlene zu Gute,
dass sie eine Zeit lang an der Seite eines Nazis gelebt hat und wenige über
ihre Spionagetätigkeit im Bilde sind. Aber sie wird auch deutschlandweit von
Männern gesucht, denen sie nie wieder begegnen wollte.
Es ist eine Katz- und Mausjagd und als Leserin
brauchte ich ein wenig Zeit mich in der ersten Hälfte komplett auf die immer
wiederkehrenden neuen Situationen einzulassen, aber ab der Mitte des Buches war
ich nur noch gebannt.
Diese Rezension soll keine Inhaltsangabe werden,
daher müsst ihr euch selbst mit Marlene auf die Reise machen. Taucht selbst ab
in das Schrecken, welches Marlene durchleben musste. Seid bereit für eine
Kämpferin, die euch so schnell nicht wieder aus dem Kopf gehen wird.
Für mich die kleinen, aber feinen Highlights waren zum einen die sehr detaillierte Recherchearbeit der Autorin. Immer wieder trifft man auf
neue Zusammenhänge, auf Personen, welche diese Zeit geprägt und gezeichnet
haben. Auch wenn Marlene selbst eine fiktive Person ist, hat dieses Buch so viel
Wahrheit ins sich.
Als ich mit dem Lesen begann, redete ich kurze
Zeit darauf mit der Großmutter meines Partners über diese Zeit, über die
Amerikaner, die unsere Region besetzt hatten und welche in den Dörfern damals
Schokolade verteilt habe. Und ich ein paar Tage später mit Marlene im Buch an
dem nahegelegenen Magdeburg vorbeigehe und über diese Gegebenheit lese. Für
mich ein Moment, der nur durch Literatur erschaffen werden kann.
Und dann wären da die Motive dieses Buches. Welche
Themen versucht Hanni Münzer im Buch anzusprechen und umzusetzen. Vor allem
gegen Ende des Buches erschafft sie für mich mit diesem Werk ein großes Ganzes.
Der tolle Bogen zum ersten Band und für mich ein bedeutendes und zu gering
geschätztes Thema kommt hier ausführlich zu Wort, die Rolle der Frau. Vielen
Dank für diese Worte. Viele denken sich solche Worte nur und es ist schön, wenn
sie auch jemand auszusprechen wagt.
Ein kleines Beispiel möchte ich euch nicht
vorenthalten:
„Die Männer führen Krieg und die Mütter opfern
dafür ihre Söhne. Männer wissen zu töten, Frauen, wie man überlebt. Frauen
wollen keinen Krieg, keine Zerstörung, Sie wollen Leben schützen, ihre Familien
schützen. Das ist ihr Kampf. Die Frauen sind es, die hinterher die Trümmer
wegräumen müssen. Das hören die Männer nicht gerne, mit ihren großen
Ohrenschützern.“ (S. 252f.)
Diese Worte sprechen meiner Meinung nach für sich
und machen dieses Buch für mich zu etwas ganz Besonderem.
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Nach den letzten gelesenen Seiten, dem Zuschlagen
des Buches und den Tränen in den Augen war mir klar, dass dieses Buch für mich
ein ganz besonderes Werk ist und ich keine Kritik zu nennen wüsste. Auch wenn
die erste Hälfte ein wenig Zeit brauchte, um den Leser in die Geschichte zu
ziehen, ist hier eindeutig der Weg das Ziel. Wer hier im ersten Teil den Mut am
Lesen verliert, verpasst die Geschichte von Marlene.
Mein
Fazit
Ein Buch, welches mir vor Augen hält, dass meine
Nachfahren später einen deutlich geringeren Bezug zu der Zeit des Zweiten
Weltkrieges aufbauen können, als meine Generation. Zukünftig wird man solche
Bücher brauchen, um zu verstehen, was in den Jahren ab 1939 passiert ist. Die Erzählungen
und Erfahrungen der Großeltern sterben irgendwann mit ihnen aus. Hanni Münzer
erschuf hier ein Buch, welches mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Weitere Rezensionen zum Buch
weitere folgen
Erwähnenswerte Zitate
„Der Mut eines Menschen wiegt mehr als die
Feigheit von eintausend.“ (S. 231)
„Es wird nie wieder richtigen Frieden geben, der
Krieg wird von Region zu Region wandern wie ein Staffellauf. Frieden ist eine
Illusion, die die Herrscher der Welt für den Pöbel geschaffen haben.“ (S. 359)
„Ja, Freunde sind der Kitt, der das Leben
zusammenhält. Die Familie ist zwar das Nest, aber Freunde helfen einem durch
alle Irrwege.“ (S. 518)
Die Autorin
Hanni
Münzer, in Wolfratshausen geboren, lebt nach Stationen
in Seattle, Stuttgart und Rom heute mit Mann und Hund in Oberbayern.
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Band 1 der „Honigtot-Reihe“
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